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Das Telegramm wird zu Grabe getragen

#1 von scrabblix , 30.12.2022 19:29

"Belanglos war das nie, wenn ein Telegramm ins Haus flatterte: Am 31. Dezember geht in Deutschland das letzte auf die Reise. Abschied von einem Medium, das Liebe und Kriege erklärte – und Leben rettete. Es ist gewiss kein Zufall, dass die kürzeste Kurzgeschichte der Welt, die das ganze Drama eines Lebens von der Wiege bis zur Bahre in nur sechs Worten bündelt, Hemingway zugeschrieben wird: „For sale: baby shoes, never worn“. Auch wenn die Autorschaft eine Legende bleibt, passt es nur zu gut. Denn so wie die Grenzen überwindende Digitalität eine Poetik der Ausuferung mit sich brachte, kam einst mit dem Telegramm ein eigener Stil in die Welt, wenn auch bloß aus Kostengründen.

„Ankomme Freitag den 13.“, wie Reinhard Mey, sonst um kein Wort verlegen, sang, war einfach günstig bei einem Tarif, der sich nach der Anzahl der Worte richtete. Der Telegrammstil prägte nicht nur den Journalismus, sondern auch die knappe, sachliche Literatur, für die Hemingway stand, der als Reporter seine Storys übers Telegraphenamt schickte. In Telegrammen wurde die Liebe erklärt und manchmal auch der Krieg, ob zwischen Ländern, nachdem Bismarck seine „Emser Depesche“ 1870 derart verknappte, dass Frankreich tobte, oder zwischen Abenteurern.

Nachdem Amundsen 1910 seinen Rivalen Scott per Telegramm wissen ließ, dass er Kurs auf den Südpol nehme, soll dieser derart erstarrt gewesen sein, dass er den polaren Wettlauf verlor, obwohl Amundsen erst ein Jahr später dort eintraf. Telegramme hätten womöglich die Titanic retten können, wenn der Kapitän sie nur rechtzeitig gelesen hätte. Zu Zeiten des Kalten Kriegs waren sie unersetzlich, um den Kontakt zwischen beiden Seiten der Mauer aufrechtzuerhalten. Das Besondere am Telegramm war dabei stets, dass es Dringlichkeit signalisierte. So markierte der Verleger Siegfried Unseld seinen Autoren per Telegramm Bedeutsamkeit: „Fahnen unterwegs“, kabelte er Thomas Bernhard ins Salzburgische: „Umbruch demnächst“...."

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d...n-18566557.html


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
scrabblix
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RE: Das Telegramm wird zu Grabe getragen

#2 von Letreo71 , 01.01.2023 13:25

Ich erhielt ein Telegramm 1988. Es enthielt folgende Botschschaft:

Bitte komme wieder nach Hause. Ich besser mich. Mutti

Das erschrickt mich heute noch.


Schreiben macht schön.

 
Letreo71
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