Andrea Abreu: So forsch, so furchtlos
Andrea Abreus Roman "So forsch, so furchtlos" ist ein bemerkenswertes Buch. Die junge Autorin ist eine Sprachvirtuosin, sie schreibt wirklich furchtlos, ohne Tabus und Rücksichtnahmen.
Andrea Abreu wurde 1995 auf Teneriffa geboren und wurde im vergangenen Jahr von einem Magazin zur besten jungen spanischsprachigen Autorin gekürt. Die Grundlage dafür hatte sie mit ihrem Roman "So forsch, so furchtlos" gelegt. Der wurde in ihrer Heimat fast hymnisch gefeiert und erscheint jetzt auch auf Deutsch.
Der Roman von Andrea Abreu heißt im spanischen Original "Panza de Burro" - "Eselbauch". Der Ausdruck steht für ein charakteristisches Wetterphänomen auf den Kanarischen Inseln. Es beschreibt tiefhängende Wolken, die als Sonnenschutz wirken. Andrea Abreu zerreißt den Wolkendunst und es erscheint ein ungleiches Freundinnenpaar, das seinesgleichen sucht: die namenlose Ich-Erzählerin und ihre wilde Freundin Isora.
Ich hatte Angst, meine Eltern würden den Kaffee aus meinem Mund riechen und mir Hausarrest verpassen, aber Isora hatte nie Angst. Sie hatte keine Angst, obwohl ihre Großmutter ihr öfter mit einer Tracht Prügel drohte. Sie fand, man lebte nur einmal und man musste immer ein winziges Fitzelchen probieren, wenn es ging.
Die beiden ungefähr zehnjährigen Mädchen könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Ich-Erzählerin ist eher brav und ängstlich, Isora ungezügelt und frühreif. Sie leben in einem Dorf auf Teneriffa, weitab vom Tourismus und dem damit verbundenen Geld.
Mein Vater arbeitete auf dem Bau und meine Mutter putzte Hotelzimmer. (...) Sie mussten beide früh raus und kamen spät heim. Isora und ich waren in unserem Viertel eingesperrt, wir kamen nicht über eine Handvoll Häuser, ein Kiefernwäldchen und die kieferngesäumten Straßen im oberen Teil der Ortschaft hinaus. Es war Juni und ich spürte die Traurigkeit.
Andrea Abreus Roman wurde von der spanischen Kritik gefeiert, in 19 Länder verkauft und vom deutschen Verlag Kiepenheuer & Witsch mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht. Und tatsächlich ist "So forsch, so furchtlos" ein bemerkenswertes Buch. Die junge Autorin ist eine Sprachvirtuosin, sie schreibt wirklich furchtlos, ohne Tabus und Rücksichtnahmen. Ihre Sprache fließt in einem einzigen Stück, sprudelt manchmal kindlich über und spiegelt andererseits Ängste des erzählenden Mädchens wider. Das ist voller bedingungsloser Liebe zu Isora.
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