Martin Suter: Melody
Martin Suters "Melody" ist ein unterhaltsam geschriebener, leicht zu lesender Roman mit übersichtlichem Personenkreis, ein paar Volten und Pirouetten im Text und einem gerüttelt Maß an Humor serviert.
von Annemarie Stoltenberg
Die Geschichte ist rasch umrissen: Ein reicher alter Mann möchte in den wenigen Monaten, die ihm noch bleiben, dass sein Leben so dokumentiert wird, wie er es wünscht. Er engagiert dazu einen jungen Juristen, der dringend einen Job braucht.
Seit nun schon sechs Wochen war er auf Jobsuche. Inzwischen auch nach einem, der nichts mit seiner Ausbildung zu tun hatte. Die Stelle, für die er sich an diesem Morgen bewarb, hatte er, ganz altmodisch, in einer Anzeige in der Tageszeitung gefunden. Sie lautete: Gesucht: Vertrauenswürdiger, gebildeter jüngerer Mann für Nachlassordnung. Faire Bezahlung.
Die 'faire Bezahlung' bedeutet, dass ihm ein Angebot gemacht wird, dass er praktisch nicht ablehnen kann. Aber er wird mit Haut und Haar eingekauft und soll auf dem Grundstück seines Arbeitgebers auch wohnen. Das alles wird von Martin Suter ausschweifend und konventionell erzählt.
Es ist ein imposantes Wohnhaus mit Säulen, Balkonen, Giebeln und Messingtafel. Der Hausherr legt genau fest, nach welchen Regeln hier gespielt wird:
"Sie sind natürlich überqualifiziert." Tom nickte. "Ist das ein Problem?" "Überqualifizierte Leute bleiben nicht lange." Tom überlegte, wie er darauf antworten sollte und entschied sich für die Wahrheit. "Da haben Sie recht." (…) "Ich brauche aber jemanden für eine ganze Weile." "Für wie lange?" "Nicht für ewig." Der alte Mann lachte etwas bitter. "Haben Sie eine ungefähre Vorstellung?" "Die Ärzte geben mir ein Jahr."
Wen er vor sich haben würde, war dem Bewerber durchaus vorher bewusst:
Tom hatte Stotz gegoogelt. Er war einst eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Nationalrat. Mitglied der liberalen Wirtschaftspartei, Königsmacher und Geldgeber.
P eter Stotz hat sein Haus mit Porträtbildern einer Frau geschmückt. Die große und einzige Liebe seines Lebens: Melody. Kennengelernt hatte er sie in einer Buchhandlung, wo sie ihm nicht nur durch ihre strahlende Schönheit auffiel, sondern auch durch ihren eigenwilligen literarischen Geschmack und ihre Bildung. Er verliebte sich unsterblich in diese Frau. Kurz vor ihrer Hochzeit, für die alles bis hin zum Büffet und dem Hochzeitskleid vorbereitet war, verschwand Melody spurlos. Stotz hat in den folgenden Jahren beträchtliche Geldsummen, Zeit und Kraft investiert, um sie zu finden. Nun hat er keine Hoffnung mehr. Bei seinen Gesprächen mit Tom erzählt er ausführlich von ihr.
Weiterlese :
https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Mel...n,suter160.html
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