T.C. Boyle: Blue Skies
Umweltzerstörung, Artensterben und Zukunftsängste der Menschheit sind ein wiederkehrendes Thema in T.C. Boyles Büchern. Unfassbar komisch beschreibt er in "Blue Skies", wie seine Figuren um ihre Leben und ums Überleben kämpfen.
von Severine Naeve
Um die Bedrohungen unserer Gegenwart auszuhalten, dafür finden die Menschen in "Blue Skies" ganz unterschiedliche Wege. Protagonistin Cat erhofft sich mit dem Kauf eines Tigerpythons mehr Likes für Ihren Social-Media-Account zu bekommen - und die Leere in ihrem Leben zu füllen:
Die Schlange war in einem Stoffbeutel mit dem Aufdruck des Ladens, als wäre sie irgendein Einkauf. (…) Sie hatte die Handtasche über die Lehne des Barhockers gehängt, doch den Beutel behielt sie auf dem Schoß, wo sie das Gewicht spüren und dem kleinen Willie etwas von ihrer Körperwärme geben konnte. (…) Sie wollte nach Hause, sie wollte ihn sehen, ihn bewundern, mit ihm spielen - oder ihn wenigstens halten, um eine Beziehung aufzubauen.
Mit Beziehungen haben es die Menschen in dieser Familie nicht leicht - und das schon ganz ohne die Familientragödie, welche Cats Spontankauf der exotischen Schlange nach sich ziehen wird.
Cats Bruder Cooper ist Insektenforscher, in der Schule wurde er als "Bug Boy" (Käferjunge) verspottet. Er begegnet den Erkenntnissen, die er in seinem Forschungsfeld über den Stand des Planeten gewinnt, meist mit pragmatischem Fatalismus:
"Man beginnt mit einer Lebensform, die ihre Nahrung durch Photosynthese gewinnt, und schon hat man eine Nische für etwas, das diese Lebensform frisst, und das wiederum erzeugt eine Nische für etwas, dass die zweite Lebensform frisst, und irgendwann kommen die Parasiten und schließen den Kreis. Die Evolution in ihrer ganzen Herrlichkeit", sagte sie und schenkte ihm ein hasenzahniges Lächeln, bei dessen Anblick er an nichts anderes als an die Reproduktion der eigenen Spezies denken konnte.
Dass ausgerechnet eine Zecke, eines seiner geliebten Krabbeltiere, den Entomologen Cooper fast das Leben kostet, ist nur der Anfang einer langen Reihe von Katastrophen, die in "Blue Skies" von Tieren verursacht werden. Und das in einem Buch, in dem das Artensterben und die Umweltzerstörung das Leben der Menschen prägen.
Naturkatastrophen jeglicher Art kommen zuhauf vor. Und auf den rund 400 Seiten, auf denen T.C. Boyle sein Weltuntergangsszenario entspannt, stellen sie die in Kalifornien und Florida lebenden Familienmitglieder immer wieder vor große Herausforderungen.
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