Chinas Kleiderschmuggel: In diese Container schaut niemand rein
Chinesische Betrügerbanden schmuggeln massenhaft Textilien nach Europa, ohne die fälligen Einfuhrabgaben zu bezahlen. CORRECTIV-Recherchen zeigen: Die Masche kostet die EU Milliarden von Euro. Sie funktioniert auch deshalb so gut, weil der Zoll mit Kontrollen nicht hinterherkommt – und die Mitgliedstaaten offenbar wegschauen.
Es ist der wohl simpelste Betrug, den man sich vorstellen kann: Man sucht sich im Laden ein teures Paar Sneaker aus, klebt ein Preisschild mit niedrigerem Preis auf den Karton und geht dann zur Kasse, um weniger zu bezahlen. Wenig Aufwand, hohe Wirkung.
Chinesische Betrügerbanden gehen schon seit Jahren nach diesem Schema vor, nur sehr viel geplanter und in großem Stil. Bei ihnen geht es nicht um ein Paar Sneaker, sondern um ganze Container voller Schuhe. Anstatt ein Preisschild umzukleben, gründen sie Scheinfirmen und fälschen gleich einen ganzen Strauß Dokumente. Und ihr Betrug findet nicht vor einer Ladentheke statt, sondern einer offiziellen EU-Zollabfertigung in einem Frachthafen.
Ihr Trick hat lange reibungslos funktioniert. Die Betrüger konnten ungestört Container mit Kleidung über Großbritannien in die EU einführen, ohne die fälligen Einfuhrabgaben zu bezahlen. Sie erschlichen sich Milliardensummen, indem sie den Wert der eingeführten Waren als deutlich niedriger auswiesen als er tatsächlich war. Bis die EU-Kommission ihnen auf die Schliche kam.
Für die Verantwortlichen in der Kommission war klar: Der britische Zoll sei Schuld an dem Fiasko. Denn er habe an den dortigen Häfen in seiner Rolle als Schutzwall der EU-Außenwirtschaft versagt. 2017 kam dann die Quittung: Großbritannien soll sagenhafte zwei Milliarden Euro an die EU bezahlen, um die verlorenen Zolleinnahmen zu kompensieren.
Die schwindelerregend hohe Strafe hat den Zollschwindel an den EU-Grenzen nicht gestoppt. Im Gegenteil: CORRECTIV-Recherchen zufolge hat sich das Problem in den vergangenen Jahren lediglich verlagert. Nach wie vor importieren chinesische Betrügerbanden systematisch Textilien in die EU – nur eben über die Frachthäfen anderer Länder. Statistische Berechnungen, die CORRECTIV vorliegen, deuten darauf hin, dass etwa Griechenland, Ungarn oder Polen (Kleidung) und die Niederlande (Schuhe) in den vergangenen zwölf Monaten Hotspots für dieses Zollbetrugs-Schema waren.
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https://correctiv.org/aktuelles/internat..._eid=7a83bdcc66
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