Kampf um Wasser
Alles für die Kohle: Wie ein Konzern unser Wasser abgräbt
Geheime Daten, Netzwerke in Wissenschaft und Politik und überforderte Behörden: Der Kohlekonzern Leag schafft es, sich Wasser für sein Geschäftsmodell zu sichern. Der Einfluss der Firma auf die Wasserversorgung der Region ist weit größer als der von Tesla.
Es ist ein heißer Tag in der Lausitz, als ein kleines Team von Hydrologen ihren Bus nahe der Spree parkt. Über drei Stunden Anfahrt haben die Forscher aus Bayreuth auf sich genommen, um im Ufergehölz nach kleinen Rohren zu suchen, die aus dem Boden ragen: Grundwasser-Messstellen. In ihrem Gepäck haben sie einen speziellen Inbusschlüssel, mit dem sich die Rohre öffnen lassen. Den werden sie brauchen, denn eine Erlaubnis, hier Proben zu nehmen, haben sie vom Eigentümer nicht: dem Kohlekonzern Leag. Sie sind nach eigener Aussage einige der wenigen Wissenschaftler aus einer anderen Region, die in der Lausitz geforscht haben.
Dabei wollten die Forscher eigentlich nur Proben nehmen, um die Wasserqualität zu untersuchen. Ein übliches Verfahren, aber in der Lausitz bleiben die Fachleute rund um die Leag bislang unter sich. Diese Szene macht deutlich, wie groß die Macht des Konzerns ist: Er besitzt das Monopol über Informationen zum Trinkwasser einer ganzen Region, Informationen über die wichtigste Ressource. Aber die Leag besitzt nicht nur die Macht über wichtige Messstellen. Offenbar kann der Konzern nach CORRECTIV-Recherchen bisher – und in Zukunft – weitgehend ungehindert Grund- und Trinkwasser nutzen. Womit der Kohlekonzern als der größte Wassernutzer Brandenburgs auch die Trinkwasserversorgung von Berlin gefährdet. Und das weitaus mehr, als es die deutlich häufiger kritisierte Fabrik von Tesla je tun könnte.
Die entscheidende Kontrollbehörde des Kohlekonzerns sieht sich offenbar außerstande, ihre Aufgabe zu erfüllen. Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) in Cottbus kontrolliert und genehmigt die Vorhaben der Leag und kann bestimmen, wie viel Wasser sie entnimmt. Der LBGR-Präsident Sebastian Fritze räumt jedoch gegenüber CORRECTIV ein: „Die Modelle der Leag für das Grund- und Oberflächenwasser können wir nicht prüfen“. Aktuell fehlten dafür Fachpersonal und Stellen. Dabei muss sein Amt aktuell wichtige Entscheidungen treffen: Die Leag hat beantragt, bis 2044 noch einmal 1,4 Milliarden Kubikmeter Grundwasser alleine am Kraftwerk bei Jänschwalde zu nutzen. Fritze drückt seine Ohnmacht gegenüber dem mächtigen Kohlekonzern, dem wichtigsten Arbeitgeber der Region, so aus: „Man muss ein gewisses Vertrauen haben.“
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https://correctiv.org/aktuelles/kampf-um...asser-abgraebt/
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