Das ist die Stunde

Der Wald geht müde in die Nacht hinein,
zwei Ahorn leuchten herbstlich seinem Wege
und aufgescheuchte Dämmervögel schrein -
vom Dorfe zittern dünne Glockenschläge.

Das ist die Stunde, da der Traum beginnt,
der ahndevolle, der der Nacht entstiegen,
der herbstlich-leise unser Herz umspinnt,
voll Erdgedanken, die im All versiegen,

die uns als müder Sehnsucht letzten Rest
halb Erdenbangen und halb Hoffen bringen
und ruhlos sind, wie Vögel ohne Nest
und so voll Heimweh wie das Glockenklingen.

1919

Joseph Maria Lutz