Wetter-Wissen: Warum an Weihnachten so selten Schnee liegt
Idyllisch verschneite Straßen, leise rieselnde Schneeflocken – kaum etwas ist weihnachtlicher als eine verschneite Winterlandschaft. Doch leider bleibt der Traum von der Weißen Weihnacht meist unerfüllt: Bei uns in Deutschland ist eher eine grüne Weihnacht die Regel. Wie aber kommt es, dass ausgerechnet zu Weihnachten so selten mit Schnee zu rechnen ist?
Eine echte weiße Weihnacht gibt es in Deutschland im Durchschnitt alle sieben bis acht Jahre – im Flachland etwas seltener, in Alpen und Mittelgebirgen etwas häufiger. Auch in diesem Jahr sieht es schlecht aus für weihnachtliches Weiß: Erste Vorhersagen gehen von einem eher milden Wetter an den Feiertagen aus. Tagsüber könnte es in den Niederungen sogar zweistellige Temperaturen geben, wie der Deutsche Wetterdienst prognosiziert.
Damit es Weihnachten bei uns kalt ist und schneit, muss eine bestimmte Wetterlage über Europa zur richtigen Zeit entstehen. Günstig für eine weiße Weihnacht ist eine Verteilung von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die Kaltluftmassen aus Russland oder dem hohen Norden nach Deutschland einströmen lässt. Das passiert beispielsweise bei einem Hoch über Russland oder über Schweden. Sie halten dann die mildere, feuchte Luft fern, die normalerweise von Westen her über Europa zieht. Solche kalten Wetterlagen können auch schon Anfang Dezember einen Kälteeinbruch bringen, im Januar und Februar sorgen sie sogar häufig für klirrende Kälte.
Dummerweise aber gibt es ausgerechnet an Weihnachten diese günstigen Wetterlagen besonders selten. Eher im Gegenteil: Egal wie frostig die Temperaturen vorher waren und wie viel Schnee lag, warme Luftmassen lassen ihn innerhalb von Stunden nur so dahin schmelzen. Dieses milde Zwischenspiel gibt es aber nicht erst seit Beginn des Klimawandels: Aus dem Mittelalter ist überliefert, dass regelmäßig zur Weihnachtszeit Menschen im Rhein bei Schaffhausen schwimmen gegangen sind - von Schnee und Eis weit und breit keine Spur. Aber warum wird es Weihnachten selbst dann mild, wenn es zuvor schon gefroren hat?
Schuld daran ist das sogenannte Weihnachts-Tauwetter. Immer etwa Mitte Dezember bildet sich ein starkes Tiefdruckgebiet über Island und treibt wärmere Luft nach Europa. Die schneebringenden Kaltluftmassen aus dem Osten können Deutschland dann nicht mehr erreichen. Häufig wehen milde Südwestwinde, die sogar in höheren Lagen zur Schneeschmelze führen. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Tauwetter liegt bei imerhin rund 75 Prozent.
Solche regelmäßig wiederkehrenden Wetterlagen bezeichnen die Klimaforscher als Singularitäten. Ihre statistischen Berechnungen zeigen auch, warum eine weiße Weihnacht bei uns nur rund alle sieben Jahre auftritt: Alle sieben bis neun Jahre schwächt sich das Island-Tief etwas ab – und das gibt dann der Kaltluft die Chance, bis zu uns zu gelangen. Ob die Bedingungen in diesem Jahr günstig sind oder nicht, lässt sich aber erst ein paar Tage vor Weihnachten sagen. Bis dahin müssen wir wohl warten – und uns darauf einstellen, dass eine grüne Weihnacht wahrscheinlicher ist als eine weiße.
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