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Teufels Rechtsanwalt

#1 von Karl Ludwig , 05.03.2024 09:36

Advocatus Diaboli

Ich weiß, in der Psychologie wird er anders definiert, aber der meinige ist da typischer Weise recht eigen. Er jedenfalls wäre bestimmt keine Entscheidungshilfetechnik, die Selbstbestätigungsprozesse und Gruppendenken verhindern soll und notwendiger Bestandteil des Findungsprozesses sei.

Er könne unter diesem Erwartungsdruck nicht funktionieren.

Also beschränkt er sich aufs nölen: Den Griff nach der Dose mit Thunfisch, - Karlchen (Ich denke von mir immer als „Karlchen“. Infantile Regression. Erinnert Ihr Euch?) zieht moralinsaure Kommentare, sozusagen mentale Rattenschwänze von Schuldig-fühlen hinter sich her: Ist Dir doch egal, wenn Delphine als unerwünschter Beifang… Na und? Aber die sind doch so intelligent… Was haben die dann in den Netzen verloren?

Nach Freud ist das Überich ein Drittel vom der inneren Spaltung, die anderen zwei lauten Es und Ich. Das Konzept dahinter setze ich als bekannt voraus. Das reicht meinem Es aber bei Weitem nicht. Es will die Gänze! Nicht grübeln, wie viele Microsekunden dadurch das Ende näher rückt, oder was die Thunfische selber davon halten. Vermutlich nicht viel, klar, aber das ist doch nicht mein Problem. Das Überich soll einfach mal die Schnauze halten. Doch das Ich greift gar nicht schlichtend ein, sondern gießt noch Öl ins Feuer. Ohne Überich warst Du noch enthemmter, sei also froh über diese Bremse.

Das Es besteht auf seinem Recht, nach eigener Fasson vor die Hunde zu gehen. Gemessen daran klagt es aber zu viel, denn in der Praxis passiert das Vergehen völlig ohne Lustgewinn.

Ich sollte meiner Jugendliebe antworten, die mich fragte, ob es mir nicht gut geht. Ich hasse diesen Zwang, ihr aus reiner Höflichkeit zu schreiben. Advocatus Diaboli allerdings unterstellt mir üble Gesinnung: Ich wolle bloß jemandem Sorgen bereiten.

Ja-ja. Ich werde ihr demnächst eine Anamnese schicken. O.K.?

Meine Selbstgespräche mit einem intelligenten Menschen werden ersetzt von adressenlosem dummem Gelaber. Wortsalate würgend, sich in die Hoffnungslosigkeit ergießend. Verdammt noch mal, das kann man ja höchstens in ein Literaturforum hängen, aber doch nicht jemandem als Antwort auf die Frage nach dem Befinden schicken.

Dafür gibt es bei meinem E-Mail-Programm anklickbare Standart-Antworten: Das klingt doch gut. Danke. Das würde ich gerne sehen.

Leider ist die Dame nicht mehr so frisch wie damals. Also als potentielle Antwort auf die potentielle Frage, ob sie den Pölter lüpfen soll also ungeeignet. „Das klingt doch gut. Danke. Das würde ich gerne sehen.“

Und mein Alter besteht aus Trotz: Ach, muss das denn sein? Bitte. Das würde ich höchst ungerne sehen.

Mein eingebautes „Aber“ macht mich halt zu einem Neinchen. Für echte Marotten hat‘s nicht gereicht.


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RE: Teufels Rechtsanwalt

#2 von Sirius , 05.03.2024 17:07

Neinchen ist sprachlich neu und schön! Den „Pölter“ musste ich erst googlen. Du darfst da in deinem Alter nicht so viele Vorurteile haben. Lass sie doch den Pölter lupfen, erschrecken kannst du dich ja immer noch.
Du machst also „Liebe“ abhängig vom Äußeren, da wirst du aber in deinem/unserem Alter nicht weit kommen, fürchte ich, wenn du keine Zugeständnisse machst. Ich weiß das, weil ich selbst ein Opfer dieser Anschauung bin. Im Alter kehrt sich halt die Anschauung um: Scheiß auf den Charakter, Hauptsache muskulös.

Anamnese ist wohl nicht so gut. Da wird sie gar nicht mehr wissen wollen, was unter deinem Pölter ist. Du neigst auch zur Selbstgeißelung. Und vielleicht ist das just die Frau, die ein Steak braten kann. Und wieso schreibt dir deine Jugendliebe erst fünfzig Jahre später?
Nun, rein psychologisch gesehen bist du das ideale Studiumsobjekt für Studentinnen. Und die haben auch meist ganz verträgliche Dinge unter dem Pölter. Das könnte ich deinem ÜberIch nur empfehlen. Kostet ja nichts, ich bin ja für alle da.
Ansonsten fand ich dein Outing sehr amüsant.

Sirius


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RE: Teufels Rechtsanwalt

#3 von Karl Ludwig , 05.03.2024 17:40

Sirius. Inzwischen geht es mir so beschissen, dass ich das der Dame nicht mitteilen mag, wo sie doch solche Muttcheninstinkte zeigt. War seinerzeit unglaublich hübsch. Aus gutem Hause, hat in eine italienische Porzellandynasti eingeheiratet, bekam öfters Haue, beklagte sich bei mir.

Ist schon witzig, wo der Lebensweg mancher Menschen hinführt. Ich komme mir manchmal sehr morbide vor, denn viele Wege enden ziemlich unlustig. Ich gucke öfter True-Crime-Filmchen. Früher hätte ich jemanden, der das tut, voll angefemt.


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zuletzt bearbeitet 05.03.2024 | Top

   

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