Russische Propaganda : So wollte der Kreml-Sender RT die deutschen Debatten beeinflussen
Ein internes Dokument zeigt, wie das russische Propagandamedium RT DE auf deutsche Parteien blickte. Das Thema AfD, heißt es darin, sei ein "Heimspiel".
So kann es aussehen, wenn russische Propagandisten ihre Berichterstattung über deutsche Parteien planen: eine Excel-Tabelle, sieben Spalten breit, 48 Zeilen lang.
Die Grünen, ist da sinngemäß zu lesen, solle man verächtlich machen.
Die AfD: zu Wort kommen lassen.
FDP: stärker als "Ressource" nutzen.
Linke: exklusive Zugänge nutzen.
CDU: den rechten Parteirand interviewen.
Nur die SPD, lautet das nüchterne Urteil, bringe keine Klicks.
All das hält ein Themenplan fest, den eine Führungskraft des staatlichen russischen Auslandssenders RT DE – vormals Russia Today – im Juni 2021 auf Russisch verfasst und an eine Handvoll Kollegen verschickt hat. Jetzt liegt er auch ZEIT ONLINE vor. Der Plan sollte Inhalte für einen Fernsehsender vorgeben, den RT DE damals als Ergänzung seines Internetangebots plante.
Dieser Fernsehender wurde zwar wenige Wochen nach seinem Start verboten. Und viele aktuelle Entwicklungen – der Ukraine-Krieg beispielsweise oder die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht – spielten zum Zeitpunkt, zu dem die Excel-Tabelle befüllt wurde, noch keine Rolle. Doch das Dokument offenbart, wie penibel russische Propagandamedien ihre politisch motivierte Berichterstattung planen. Ganz offensichtlich steuerte damals die Führungsebene bis ins Detail, was gesendet werden sollte – in einer Art und Weise, die in unabhängigen Medien völlig unüblich wäre. Das Dokument erlaubt einen intimen Einblick in die Werkstatt eines Mediums, das letzten Endes die deutsche Politik nicht abbilden, sondern beeinflussen wollte. Alles spricht dafür, dass aus Russland gesteuerte Medien auch heute noch genauso vorgehen.
ZEIT ONLINE konnte bereits im Mai 2022 offenlegen, dass das Berliner Büro von RT DE Aufträge direkt aus russischen Behörden erhielt. Das Dokument, das der Redaktion nun vorliegt, soll Jekaterina Mawrenkowa verfasst haben, damals die redaktionelle Chefin von RT DE. Metadaten belegen, dass es aus dem RT-Kosmos stammt. Es zeigt quasi die nächste Stufe: die Umsetzung der Leitlinien aus Moskau in pseudojournalistische Arbeitsaufträge. Ihre Tabelle unterteilte die Führungskraft damals in die Spalten "Thema", "Ständige Unterthemen", "Wie wir enthüllen", "Über Risiken", "Was gut ist", "Formate, Tools" und "Keywords/Tags", befüllt sind sie in flapsigem Russisch. Das Dokument macht eher den Eindruck eines Lenkungsplans als einer Liste mit Vorschlägen.
Weiterlesen:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/...utsche-parteien
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