Alina Bronsky: Pi mal Daumen
Alina Bronskys liebenswerte Geschichte handelt von Moni, die mit Anfang 50 nochmal Mathe studieren will und im Hörsaal auf den 16-jährigen, kontaktscheuen Oscar trifft - eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht.
von Ulrich Rüdenauer (SWR Kultur), Claudia Ingenhoven
Moni ist Anfang 50. Sie versorgt ihren übellaunigen Mann, kümmert sich um ihre überforderte Tochter, ihre drei Enkel und arbeitet abends in einem Hotel. Für Kindergummistiefel, Feuchttücher, Gemüse schleppt sie eine blaue IKEA-Tasche mit sich rum. Mit dieser raschelnden Tasche betritt sie auch den Mathe-Hörsaal, zum ersten Mal, und setzt sich neben Oscar, einen erst 16-jährigen Studenten mit ausgeprägter Mathe-Begabung. Er ist der Ich-Erzähler, der Moni in ihrer Bluse im Leoparden-Look für eine Frau aus der Kantine hält. Als sie beginnt mitzuschreiben, kann er sich nicht mehr konzentrieren.
Sie schrieb langsam, konzentriert, mit großen runden Buchstaben. Niemand würde es in diesem Tempo durchhalten. Mathematiker schrieben klein, schnell und unleserlich. Ich trainierte es seit der fünften Klasse.
Oscar ist vom ersten Semester elektrisiert. Seine wohlhabenden Eltern haben alle denkbaren Hindernisse aus dem Weg geräumt und ihm eine Wohnung in Uni-Nähe eingerichtet. Eine Hausmeisterin guckt nach ihm. Jetzt muss er nur noch Daniel Johannsen begegnen - das ist der Professor, den er bewundert:
Ich wollte schnellstmöglich mit ihm ins Gespräch kommen und ihn um ein Thema für meine Bachelorarbeit bitten, idealerweise einen Baustein seiner Forschung, den er mir überlassen würde, um unsere Namen für immer miteinander zu verknüpfen.
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