Tommie Goerz: Im Schnee
Tommie Goerz kann auf eine erfolgreiche Karriere als Krimiautor verweisen. Wie stark er aber außerhalb dieses Genres ist, hat er mit "Im Tal" bewiesen. Jetzt folgt sein zweiter Roman, mit dem sich Goerz vom Krimigenre befreit.
von Jens Büchsenmann
Schon das Buchcover strahlt diese Ruhe aus und zieht uns in die Geschichte hinein: Abgebildet sind ein paar Hütten, ein tief verschneites Dorf in den Bergen, man ahnt die Stille, die richtiger Schnee - ganz so wie früher - über die Menschen bringen kann. Und so, wie diese wenigen Pinselstriche Atmosphäre schaffen, findet Tommie Goerz eine Sprache, deren Ökonomie sich schon in den ersten sieben Sätzen seines Romans erschließt:
Unter den Apfelbäumen lag Schnee. Der Max stand am Fenster und sah hinaus in den Garten. Es war längst Vormittag. Er hatte seinen Küchenherd eingeschürt, sich einen Kaffee gemacht - und jetzt war nichts mehr zu tun. Es schneite, und er musste nicht nach draußen. Er hatte alles, und niemand wartete auf ihn. Es hätte ein so schöner Tag werden können.
"Es hätte ein so schöner Tag werden können" - bei diesem Cliffhanger-Satz blitzt der Krimiautor durch, der Tommie Goerz in seinem früheren Schriftstellerleben war.
Sparsamkeit und Dichte gleichermaßen: Es ist hohe Kunst, wie uns der Autor in das fiktive Dorf mit dem Namen Austhal zieht. Wenige Personen, die Enge des Ortes, der kurze Zeitraum von nur sieben Tagen, der auf nur 170 Seiten ganz unaufgeregt, einfach so, erzählt wird. Von Äpfeln, zum Beispiel, die in diesem Roman - wie der Schnee - uns diese Menschen im Dorf näherbringen.
Später zerteilte er einen Apfel, aß ihn langsam Schnitz für Schnitz, sah auf seine faltigen Hände und dachte an den Wenzels Schorsch, denn der Apfel war ein Martini. Vielleicht gab er ihm einen davon mit ins Grab und einen Rheinischen Krummstiel mit dazu.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Im-...t,goerz104.html
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