„Lock-in-Effekt“: Berliner Mieten steigen um 74 Prozent – Investoren jubeln, Mieter verzweifeln
Wer heute in Berlin eine Wohnung sucht, steht mit dem Rücken zur Wand – während Investoren in einen regelrechten Goldrausch verfallen.
In einer Pressekonferenz von Catella Investment Management und Dahler Invest zum Berliner Wohnungsmarkt wurde ausgesprochen, was viele längst ahnen und täglich spüren: Die Lage ist dramatisch. In den vergangenen zehn Jahren sind die Mieten für Neubauwohnungen um 74 Prozent gestiegen, bei Bestandswohnungen sind es ganze 62 Prozent. Damit ist Berlin einsamer Spitzenreiter – und erreicht ein Preisniveau, wie man es sonst nur aus Städten wie Paris oder London kennt.
Doch was oder wer treibt die Preise eigentlich so nach oben? Es ist ein Gemisch aus stagnierenden Genehmigungsverfahren beim Neubau, der weiterhin rasant wachsenden Nachfrage nach Wohnraum und fehlgeleiteten politischen Regulierungsversuchen. Betroffene wissen: gemeint ist die Mietpreisbremse. Statt die Mieten zu senken, bewirkt sie das genaue Gegenteil. Denn sie gilt nicht für Neubauten und umfassend modernisierte Wohnobjekte. Zudem kann die Bremse durch das Geschäftsmodell des möblierten Wohnens auf Zeit ganz einfach – und völlig legal – umgangen werden.
All dies führt zu einer wachsenden Diskrepanz zwischen Bestands- und Neuvertragsmieten. Der Gap misst mittlerweile fast 92 Prozent. Zahlreiche Berliner, die ihre Wohnung verlassen müssen – etwa nach einer Scheidung, wegen Familiengründung oder aber weil der Vermieter wegen Eigenbedarf gekündigt hat –, stehen somit buchstäblich mit dem Rücken zur Wand.
Experten sprechen hierbei vom sogenannten Lock-in-Effekt. Der Begriff beschreibt ein Perpetuum mobile, das die Mietpreise auf dem Markt weiter ansteigen lässt – „ein Teufelskreis“, wie es Lars Vandrei, Head of Research bei Catella Investment Management, nennt. Das Problem: Je höher die Diskrepanz zwischen den Mietpreisen der Neubauwohnungen und jenen der Bestandswohnungen, desto weniger Menschen wagen einen Umzug. Und so bleiben Tausende Berliner trotz veränderter Lebensumstände in ihren alten Wohnungen – weil ein Wohnungswechsel finanziell kaum mehr leistbar ist. Dies wiederum führt zu einer Verkrustung des Wohnungsmarktes: Große Wohnungen bleiben unterbelegt und mehrköpfige Familien leben teilweise auf engstem Raum.
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