Rheinland-Pfalz
Lahnsteiner Arzt warnt vor sensiblen Daten in der elektronischen Patientenakte
Ende April wurde die elektronische Patientenakte eingeführt und immer mehr Patienten und Praxen nutzen sie. Ein Arzt aus Lahnstein warnt vor den teils sensiblen Daten, die darin stehen.
Von SWR
Andreas Jepsen-Föge ist Frauenarzt mit eigener Praxis in Lahnstein. Seit gut zwei Wochen setzt er die elektronische Patientenakte (ePA) ein. Und es erschreckt ihn, was er dort alles an Informationen über seine Patientinnen finden kann, die er für seine Behandlung nicht wissen muss - und auch nicht wissen will.
Der Gynäkologe berichtet, dass er etwa bei einer Patientin in der ePA alle Zahnarztbehandlungen nachlesen konnte und wo und wann sie in welcher Apotheke welches Medikament gekauft hat.
Er konnte ebenfalls sehen, dass sie vor einem Jahr für die Krebsvorsorge bei einem anderen Frauenarzt war - obwohl sie ihm erklärt hatte, dass sie es einfach nur nicht zur Vorsorge geschafft hätte. Das sei schon ein peinlicher Augenblick gewesen, erzählt er im Gespräch mit dem SWR.
Der Facharzt aus Lahnstein berichtet, dass er gemeinsam mit den Patientinnen die Krankenkassekarte einliest und gemeinsam die ePA hochfährt. Dann sehe man zum Beispiel die Liste mit jedem einzelnen Arzt-Patienten-Kontakt. Seine Patientinnen würden oft gar nicht damit rechnen, dass in der ePA schon alle medizinischen Informationen stehen. "Sie sind wirklich vollkommen kalt geduscht", sagt er.
Und Andreas Jepsen-Föge hat noch weitere krasse Beispiele parat: Anfang der Woche sei etwa eine junge Frau zum ersten Mal bei ihm in der Praxis gewesen. Als neue Patientin habe sie gar nicht vorgehabt, ihm von ihrem sexuellen Missbrauch zu erzählen. Es habe aber bereits in ihrer elektronischen Patientenakte gestanden.
Auch genaue Infos über Schwangerschaftsabbrüche habe er schon gelesen, über künstliche Befruchtung in einem Kinderwunschzentrum, Essstörungen oder die Behandlung einer depressiven Episode. Ebenso würde bei einem Mann die Diagnose "erektile Dysfunktion" nach der Untersuchung beim Urologen von den Team in einer Zahnarztpraxis gelesen werden können.
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https://www.tagesschau.de/inland/regiona...enakte-100.html
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