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Die gekränkte Gesellschaft

#1 von Sirius , Gestern 12:36

Was tun gegen gefühlte Entwertungen – Die gekränkte Gesellschaft

Gefühlte Entwertungen schlagen sich heute mehr denn je in Wahlen nieder – nur welche Therapie bringt das in Schieflage geratene soziale Gefüge wieder in die Balance?
Man solle die Menschen ernst nehmen, sie mitnehmen – was diesen paternalistischen Phrasen der politischen Rhetorik zugrunde liegt, ist letzthin ein die gesamte Gesellschaft betreffender Befund. Er erfasst den Arbeiter, der sich dem Klischee nach nicht gehört fühlt und daher aus Zorn die AfD wählt, genauso wie den regionalen Künstler oder Hochschullehrer, der im Zeitalter des vergänglichen Ruhms verzweifelt auf Aufmerksamkeit hofft. Sie alle sind gekränkt.

Dass sich das Gefühl, nicht mehr gesehen zu werden, viral ausbreitet, belegt die wachsende Zahl psychologischer Studien zum Thema. Sie betonen einen klaren Zusammenhang mit einem pathologischen Alleinsein. „Den Erfahrungen von Kränkung und Einsamkeit ist gemeinsam, dass ihre Prägung und Erfahrung innerhalb sozialer Gefüge erfolgt“, schreibt etwa die Medizinerin Isgard Ohls in einem Aufsatz. Fehlende Resonanz erweist sich somit als ursächlich und zugleich typisch für die spätmodernen, hochindividualisierten Gemeinschaften.

Aber stellt diese allgemeine Entwicklung wirklich den einzigen Grund für das kollektive Gekränktsein dar? Wahrscheinlich dürften viele Faktoren dahinterstecken. Ganz gewiss spielen die sozialen Netzwerke dabei eine große Rolle. Sie erzeugen einen permanenten Druck zur Transparenz. Der Germanist Manfred Schneider bezeichnet die „optischen Medien (…) (als) unsere Glasgalerien“. Nur wer sich in ihnen präsentiert, macht von sich reden, erlangt Likes und Aufmerksamkeit. Der Imperativ zur Selbstinszenierung auf Instagram und Tiktok führt zu einer Kränkung durch ein permanentes Vergleichen. Man gewinnt den Eindruck, alle anderen haben mehr Glück und Erfolg, haben mehr Förderer und Follower.

Dabei kann man diesen Effekt recht einfach erklären. Für Melancholie und Misslingen gibt es auf den Plattformen keinen Platz, auch weil sich die damit einhergehenden Emotionen nur schwerlich wirtschaftlich verwerten lassen. Apropos Ökonomie, solange natürlich die „Relevanz“ eines Menschen an seiner Leistung bemessen wird, verstärkt sich das Gekränktsein allen voran im wachsenden Milieu der Modernisierungsverlierer. Ungleichheit kann Isolation bewirken und somit negative Gefühle bedingen.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/wa...n-93859664.html


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Sirius
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