Deals in der Parlamentarischen Gesellschaft

Das Klubhaus

Die Parlamentarische Gesellschaft ist ein Mythos im Regierungsviertel, der Club der Abgeordneten. Fernab politischen Streits pflegen sie hier Austausch. Doch über Jahre haben sich Firmen eingekauft, Nähe zu Volksvertretern buchen sie einfach. Akten enthüllen, was Steuermillionen möglich machten.

„If you're not at the table, you are probably on the menu.”
(Lobbyisten-Motto)

Als Olaf Scholz an diesem Abend die Freitreppe herunter in den Garten steigt, der Reichstag ist nur einen Schatten entfernt, trägt er unter seiner Maske ein Gewinnerlächeln. Heute Nacht ist Scholz, der SPD-Mann, quasi Kanzler geworden und das luxuriöse Ambiente, in das er nun eintaucht, scheint da bloß angemessen.
Es ist Montag, der 27. September 2021, unten kommt ein exklusiver Kreis zusammen. Tickets für den ersten großen Auftritt des ausgemachten Wahlsiegers hätte man wohl auf dem Schwarzmarkt anbieten können.

In der Parlamentarischen Gesellschaft will die SPD ordentlich feiern, eine Steinmauer trennt den Garten vom Rest des Regierungsviertels. Drinnen sitzt ein alter Mann stundenlang auf einem Stuhl und bewacht den Ausgang – selbst er trägt Anzug, wie die meisten hier.
Etwa 500 Leute sind es. Kellner verteilen Häppchen auf Silbertabletts, die Jusos reichen Gastgeschenke, Alkohol fließt früh und reichlich, Norbert Walter-Borjans trinkt Kölsch, Hubertus Heil einen Weißwein.

Christine Lambrecht ist da, noch ahnt niemand, dass sie bald Verteidigungsministerin sein wird. Sie sitzt neben ihren Wegbegleitern Miersch, Petz und Schmid, gleich kommt Olaf Scholz auf die Bühne, „der nächste Bundeskanzler“.
Der ist auch gleich im Anzug erschienen, silbern-funkelnde Krawatte, nüchterner Blick.
Er muss nicht viel tun für seinen Kanzlerapplaus, spricht über die neue Koalition, verteilt ein paar mahnende Worte („Wer eine Regierung bilden will, muss nicht jeden Tag der Zeitung sagen, was zu tun ist“), und ehe alles zu ernst wird, bekommt er ein Bierglas in die Hand gedrückt.

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