Juli
Die Mundwinkel
hängen tief,
bis auf die Straße hinab.
Ach, ihr Bürger!
Jeder,
der am Morgen
noch zwei Hände hat,
der ist ein Würger.
Der blinde Schildermaler
malt seine Verbote
ohne Strich und Punkt
und Komma.
Was oben hält:
Dein Lächeln und Dein Kuss,
beides schwingt und klingt
noch nächsten Sommer.
(weegee)
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Und wieder endet das Gedicht versöhnlich, mit Zärtlichkeit und Zuversicht.
Wenn der Juli keine Wärme hat, hat dieses Gedicht sie. Sehr, sehr schön.
Sirius
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Oh, ich freu mich, Sirius, ob deines Kommentars. Ja ... Zuversicht... wir brauchen mehr Zuversicht und HEITERKEIT. Wie Axel Hacke in seinem Büchlein "Über Heiterkeit in schwierigen Zeiten" schreibt (Dumont). Sehr empfehlenswert.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Junimorgen
Der Nachbar geht jetzt los,
Beute machen,
er grunzt,
hat so seine schweren Sachen.
Ein Schulkind wischt sich
müde durch's Gesicht,
ein Schlagen
dringt aus Wäldern.
Ich warte unten am Fluß
auf Dich,
bei den noch träumenden,
Gelb atmenden Feldern.
(weegee)
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So wie der Juli: ein sommerfrisches Gedicht - und im warmen Wind ein Sommerdate.
Das hat doch Lebensart. Und ist schön!
Sirius
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Sommerregen
Ist das noch Luft.
Ist das schon Regen.
Im Park blühen
gerade noch die Rosen,
die Alten schieben Erinnerungen
vor sich her, unaufhaltbar.
Zeitung meldet
den leibhaftigsten Sommer
seit 140 Jahren,
Tanderadei.
Es regnet,
wie es nur
im Sommer regnen kann,
ungeschliffen, unbeherrschbar.
Und sie sagt:
Da drunter
ist auch Platz
für zwei.
Ist das noch Luft.
Ist das schon Regen.
(weegee)
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Im Sommerregen eng beisammen ist auch schön.
Zärtlichkeit braucht keine große Fläche - und keine Jahreszeit.
Sommerlich warm und sonnig angekommen bei mir.
Sirius
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Lieben Dank an dich, Jörn!
Außer dir hat keiner dem Sommer eine Zeile gewidmet. Wahrscheinlich, weil er so spät kam. Deshalb ist er auch pünktlich gegangen und hat seinem nassen Bruder das Feld überlassen.
Zum Abschied singen "Eure Mütter" ein Sonnenlied:
https://youtu.be/EFErgr2ws0g
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Frühsommer
Der einzige Morgen:
Das war der erste Morgen,
an dem man alles gesehen,
alles gehört.
Der beste Duft:
der nach dem Sommerregen,
die Bakterien schaufeln Erde
und niemand stört.
Das gelbste Gelb:
Malt der Rapsgott,
der Gott, der die Erde
kindlich macht.
Der schönste Körper,
den ich je hatte:
der, den Du berührtest
in aufgestauter Nacht.
(weegee)
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Ich ziehe den Frühsommer dem Hochsommer vor. Und den Frühling dem Frühsommer.
Und warte immer auf den ersten warmen Sommerregen.Auf das Fernweh und die warmen Sommernächte auf der Terrasse.
Die Rapsfelder sind wirklich das schönste Gelb über den „Butterblumen“.
Wenn bloß diese ruhige Zufriedenheit ins Herz einziehen könnte.
Aber dein Gedicht trägt dazu bei, den Sommer einzuatmen.
Vielen Dank dafür!
Sirius
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Junimorgen.
Die Stadt ist alt geboren,
auch sie wird vielleicht sterben
in ihrem Überschwang.
Es hängen Fäden von der Decke,
was letzte Nacht kam,
in die Häuser drang.
Die Zeitung kommt heut nicht,
sie hat sich aufgelöst
in lichte Stücke.
Eine Katze streift durch den Garten,
auf der Suche nach Opfern
oder Liebe,
sie findet
im Zaun
die eine Lücke.
(weegee)
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Der Juni, schläfrig unter der Hitze, alle suchen die Sonne oder die Abkühlung, das Fernweh, die Koffer, den Sonnenschirm.
Ich mag diese seltsame Sichtweise und Sprache, das Überraschtwerden von den Worten.
Sirius
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"Diese seltsame Sichtweise" ... das trifft es wohl, das ist wohl das, was ich habe. :)
Hab vielen Dank, Sirius. Und: Nicht beirren lassen.
Jörn
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Sommer
Im Sommer laden die Städte mit ihrem Beton
die Menschen zum Sterben ein.
Stadtplanung für Friedhöfe.
Die Elstern rüsten sich zum Streit,
Tauben suchen ihre Liebsten,
Schwüle auf Haar und Haut.
Der Kirschbaum verendet,
die Birken dicht und schön,
legen sich schützend vor dumme Flaggen.
Sonnenschirme plagen sich,
Hummeln verlieben sich in Lavendel.
Im Schatten werden die Schweißperlen groß.
Die Hitze kriecht durch jede Spalte,
was noch vor Tagen ersehnt, wird zur Qual.
Ein Zeppelin fliegt schweigend,
ein blauer Himmel voller Sommer.
Der ferne Lärm der Stadt, der Autobahn,
den schlucken wir einfach runter.
Sirius
Reset the World!
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