Mama denkt nach

Ach Gott, ist das schrecklich mit diesen Anschlägen immer. Die kommen ja auch immer so unerwartet, wenn es einem grad nicht passt, nicht wahr. Vielleicht hat man dann gerade Besuch oder wir sind am Grillen und dann so was! Und dann dieser Lärm! Wenn ich mir vorstelle, was ich dann alles wieder sauber zu machen habe – fürchterlich.
Und dann muss man ja höflich sein und zum Nachbar rüber und fragen, ob einer fehlt und ob die alte Vitrine von der Oma noch steht. Alle sind dann am Heulen und wollen Kaffee trinken, und ich soll wieder das gute Service von Tante Lene aus dem Schrank holen – wie immer bei feierlichen Anlässen. Und hilft mir dann einer beim Abwasch? Keine Sau!

Das kann ja auch überall passieren, sagt unser Innenminister, und der muss es ja wissen. Neulich hat mir schon einer seine Kippe vor die Füße geworfen. Da hätte ich schon beinahe gesagt:“Mein lieber Freund..!“
Aber man darf diese Typen ja nicht auch noch provozieren.
Und unser Innenminister hat ja auch gesagt, diese Cyber..äh.. also diese Cyber..Terroristen, die kommen ja auch übers Internet, die müssen gar nicht mehr persönlich mit dem Rucksack in die Kirche oder in den Supermarkt gehen. Da spielst du ganz seelenruhig eine Portion Mayong, und dann ist auf mal die ganze Küche weg, weil so ein Internet-Terrorist seine Bombe per Virus geschickt hat!
Ja, Herrschaftszeiten, da hab ich doch die Ravioli drin für den Notfall, und all das Eingemachte von Tante Waltraud ihr sein Wildunfall! Ich hab ja auch gar kein Passwort für die Ravioli, da können die Cyber..Dingsda doch gleich ran, oh Gott, oh Gott!

Also mir kommt kein Terrorist ins Haus, eher lasse ich mich umbringen. Was das für Arbeit macht!
Und dann versteht man die ja noch nicht mal, wenn die so vor einem stehen und mit dem Gewehr rumfurchteln, aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich wird sagen: „Herbert..“ – das ist mein Mann – „Herbert, sag dem Herrn, er soll sofort die Schuhe ausziehen, sonst ist hier Frühjahrsputz, und dann werd ich rabiat!“
Gut, jeder hat seinen Glauben, ich glaub ja auch an den Herrn Vater, und wenn jemand son Glauben hat, wo man alles wegsprengen muss, dann muss das doch nicht bei uns sein, wo wir doch bald Konfirmation haben. Die anderen Terroristen gehen doch auch nach Frankreich, da sind die das gewohnt, aber wir hier doch nicht aufm Dorf!

Ach, ich muss ja noch das Mineralwasser einlagern, aber den schweren Kasten muss Herbert nachher mit dem Trecker holen. Man weiß ja auch gar nicht, was man so braucht. Gott sei Dank habe ich gestern fern gesehen, sonst wüsste ich ja gar nicht, was los ist. Was bietet man denn so einem Terroristen an, ich hab ja jetzt nur Haferflockenplätzchen im Haus, die mag Herbert ja nicht mal. Und der Innenminister sagt ja auch, man soll viel Geld im Haus haben, wenn die Terroristen kommen, da muss ich dann noch zur Bank hin. Man will ja auch vorbereitet sein, wenn was passiert, damit die Terroristen gleich merken, Halt, Stop, hier brauchen wir gar nichts in die Luft zu sprengen, hier wohnen Profis.

Sirius

Ich weiß jetzt gar nicht, ob die Bank immer so mitspielt, wenn man da Geld holen will. Muss ich da eine Knarre mitnehmen?

Abgesehen von der ausstehenden Antwort auf diese überlebenswichtige Frage, habe ich mich über deine Zeilen wieder einmal köstlich amüsiert, Sirius!

Liebe Lottegrüße

Also ich muss eine Knarre mitnehmen, weil die sonst lachen, wenn ich Geld holen will.
Aber du brauchst das nicht, Lotte, du sagst einfach, du kommst im Auftrag vom Innenminister und du brauchst Kohle für das Sicherheitskonzept. Dann brauchst du nur noch die Tüte aufhalten.
Und dankeschön, dass es dir gefallen hat, Lotte!

Sirius