Herr Kroppke liebte Bier und Wein,
den Wohlstand und Bananen,
der Feinkosthandel war stets sein
Versteck - so konnt er's tarnen,

ein Schöppchen früh, ein Schnäpschen tags,
ein Sektlikör mit Kunden :
Frau Söder aus der Neustadt mags
in Pralinés verschwunden.

Er führte eine  Liste ein
von trinklust'gen Gesellen
und legte sie ins Schubfach rein
mit schattigen Morellen.

Die Lust am Alkohol - sie wuchs
von Tag zu Tag ein bisschen,
bis eines schönen Abends flugs
die Ehefrau beim Küsschen

recht angeekelt stöhnte: Fritz,
mir reicht dein ewger Dusel,
pack jetzt dein Zeug - das ist kein Witz,
vergiss nicht deinen Fusel!

Seither lebt Kroppke mit dem Bier
in lauten U-Bahnschächten,
der Wohlstand fehlt, was bleibt ist Gier
nach Rausch und wilden Nächten.

Eigentlich eine traurige Geschichte, aber flott und im Plauderton erzählt, liebes Frollein.
Und ich weiß nicht mal, wen von beiden ich bedauern soll, wenn es so ähnlich zumindestens, nicht vielfache Realtät wär, wenn auch nicht immer mit diesen Konsequenzen.

Sirius

Ja - so kann's gehen. Hast du gut beschrieben, Ann.
Gibt leider einige, die davon gar nicht mehr loskommen, da gehen natürlich Beziehungen den Bach runter.
Man(n) muss sich irgendwann entscheiden, ob es an der Zeit ist runterzuschalten - oder diesen Weg weiterzugehen.
Doch dieser führt dann oft nach unten...

Gern gelesen, ein aktuelles Thema.

Liebe Grüße
Jonny

Ich danke euch beiden...eigentlich finde ich es schwierig, ernst Themen so aufzubereiten, dass einem die Worte im Hals stecken bleiben, aber ich übe und übe....

Beste Grüße an euch
das Frollein

Das ist sehr gekonnt gedichtet, liebe Anna! Und obwohl die ganze Tragik der Situation sehr gut rüberkommt, liest es sich amüsant! Da hast du den Bogen sehr gut gespannt!
Mich berührt die Thematik und dein Gedicht erinnert mich an einige meiner früheren obdachlosen Klienten, die genau dieses Schicksal durchlebten..