Niederlage des Herbstes
Die Scheiterhaufen der Gärten
verbrennen das kurze Leben
der Farben.
Noch würzt die Asche des Thymians
die Luft der Einzelgänger.
Aber die Zeit
ist nicht verschwiegen.
Das Geräusch kommender Abschiede
ist hörbar.
Das Hochdruckblau.
die Augenblicke gereizter Klarheit,
werdem dem Regen geopfert,
der die Niederlage
des Herbstes besiegelt.
Karl Krolow
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Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
denn heute löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Herbstlied
Knarrt der Wind in kahlen Ästen,
ach, der Somer ist dahin,
keiner geht vorbei am Fenster,
seht, wie ich alleine bin.
Spielt das Kind mir um die Füße,
streich ihm aus der Stirn das Haar,
säng ihm gern ein andres Liedchen,
wies im Mai, im Sommer war.
Brauchst doch nicht mit mir zu weinen,
siehst mich groß und fragend an:
wird die Sonne wieder scheinen,
fängt ein neuer Sommer an.
Wolln im Ofen Strauch verbrennen,
schluck die Tränen in den Hals,
Feuer wird uns Äpfel braten,
Äpfelchen schmeckt nicht mit Salz.
Margarete Neumann
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Novemberträume
Wehende Nebelüber dem Teich,
flüchtige Träume – Spinnweben gleich,
von stillen Alten, von Blättern im Wind,
von gütigen Menschen,
die längst nicht mehr sind.
Von gebrochenen Blüten,
zum Sterben bereit,
von vergossenen Tränen
und vergeudeter Zeit,
vom Kommen und Gehen,
wie der Herr es gebot,
vom Geben und Nehmen,
vom Leben und Tod.
Hilde Peyr-Höwarth
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widerstand
noch
hat er sie nicht erreicht
mag er sich redlich mühen
ein anblick
der dem sommer gleicht
sie zittern
doch sie blühen
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Herbstliches Liebeslied
Wilder Wein rankt rot ums Haus,
Efeu fröstelt an der Mauer.
Übern welken Rosenstrauß
tropfen kühle Nebel aus,
schmecken Küsse sauer.
So wars noch im alten Jahr,
als wir um die Liebe stritten,
feuchten Blick im weichen Haar,
alles, was noch unreif war,
haben wir durchlitten.
Walter Werner
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Im Herbst meines Lebens:
Wie welkende Blätter die Träume.
Ich klebe, - natürlich vergebens,
das Laub zurück an die Bäume.
Ganz viel Leim hab ich verkleistert!
Die Träume kamen nie retour,
der Frühling auch nicht, ach, es geistert
Frost und Frust durch Wald und Flur.
Nun erscheint bald König Winter.
Der macht selten einen Scherz.
Sitzt im Kalten, bis weit hinter
mindestens bis Ende März.
Viele Blätter auf dem Weg.
Viele Worte, meistens leer.
Überall ist es zu spät.
Ach, das Leben ist nicht fair.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Etwas Melancholie steht dir gut, Karl Ludwig. Manchmal denke ich, es ist zu spät, noch an Zukunft zu denken, die nur negativ sein kann, deshalb kann man sich nur an dem gegenwärtigen Augenblick festhalten. Wenn man erst abdriftet in der Erinnerung zu leben, ist man geistig schon alt.
Ich mag diese Melancholie in deinen Zeilen, dieses spürbare Herbsteln der Gefühle und Gedanken, diese seufzende Traurigkeit.
Es kommt was rüber aus den Zeilen, und das ist wichtig.
Ein feines Herbstgedicht!
Sirius
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Ein welkes Blatt – und jedermann weiß: Herbst.
Fröstelnd klirren die Fenster zur Nacht.
O grüne Welt, wie grell du dich verfärbst!
Schon raschelt der Winter im Laube.
Und die Vögel haben, husch, sich aus dem Staube
gemacht.
Wie letzte Früchte fielen ihre Lieder vom Baum.
Nun haust der Wind in den Zweigen.
Die Alten im Park, sie neigen
das Haupt noch tiefer. Und auch die Liebenden
schweigen.
Bald sind alle Boote im Hafen.
Die Schwäne am Weiher schlafen
im Nebellicht.
Sommer – entflogener Traum!
Und Frühling – welch sagenhaft fernes Gerücht!
Ein welkes Blatt treibt still im weiten Raum,
und alle wissen: Herbst.
Mascha Kaleko
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Wie Recht Sirius hat, Karlchen! Da kommt was rüber aus deinen Zeilen und kommt auch bei mir an.
Gerne wahrgenommen!
november
dem tag
bleibt keine zeit mehr
dem blatt
kein halt
dem mond
bleibt das wolkenmeer
die Hand
bleibt kalt
scrabblix
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Herbst
Der Herbst schert hurtig Berg und Tal
Mit kalter Schere ratzekahl.
Der Vogel reist nach warmer Ferme;
Wir alle folgten ihm so gerne.
Das Laub ist gelb und welk geworden,
Grün blieb nur Fichte noch und Tann.
Huhuh! Schon meldet sich im Norden
Der Winter mit dem Weihnachtsmann.
Joachim Ringelnatz
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Herbstliches Dorf
Die Hagebutte reift am Weg
und auf den weiten Fluren
zieht schon der erste, frühe Reif
im Boden seine Spuren.
Wie Regen fällt das welke Laub,
es tropft auf braune Erde,
die Scheite glosen im Kamin,
im Stalle stampft die Herde.
Die Scheunen sind zum Bersten voll,
gelohnt hat sich der Schweiß,
der Wein gedieh und auch das Korn,
der Hafer und der Mais.
Das war ein Sommer, voll und schwer
von Sonnenglut und Regen,
es danken Haus und Hof und Flur
Dir, Herr, für deinen Segen.
Hilde Peyr- Höwarth
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Herbstentschluss
Trübe Wolken, Herbstesluft,
Einsam wandl' ich meine Straßen,
Welkes Laub, kein Vogel ruft.
Ach, wie stille! wie verlassen!
Todeskühl der Winter naht;
Wo sind, Wälder, eure Wonnen?
Fluren, eurer vollen Saat
Goldne Wellen sind verronnen!
Es ist worden kühl und spät,
Nebel auf der Wiese weidet,
Durch die öden Haine weht
Heimweh; - alles flieht und scheidet.
Herz, vernimmst du diesen Klang
Von den felsentstürzten Bächen?
Zeit gewesen wär' es lang,
Dass wir ernsthaft uns besprächen!
Herz, du hast dir selber oft
Weh getan und hast es andern,
Weil du hast geliebt, gehofft;
Nun ist's aus, wir müssen wandern!
Auf die Reise will ich fest
Ein dich schließen und verwahren,
Draußen mag ein linder West
Oder Sturm vorüberfahren;
Dass wir unsern letzten Gang
Schweigsam wandeln und alleine,
Dass auf unserm Grabeshang
Niemand als der Regen weine!
Nikolaus Lenau
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Der herbstliche Garten
Der Ströme Seelen, der Winde Wesen
Gehet rein in den Abend hinunter,
In den schilfigen Buchten, wo herber und bunter
Die brennenden Wälder im Herbste verwesen.
Die Schiffe fahren im blanken Scheine,
Und die Sonne scheidet unten im Westen,
Aber die langen Weiden mit traurigen Ästen
Hängen über die Wasser und Weine.
In der sterbenden Gärten Schweigen,
In der goldenen Bäume Verderben
Gehen die Stimmen, die leise steigen
In dem fahlen Laube und fallenden Sterben.
Aus gestorbener Liebe in dämmrigen Stegen
Winket und wehet ein flatterndes Tuch,
Und es ist in den einsamen Wegen
Abendlich kühl, und ein welker Geruch.
Aber die freien Felder sind reiner,
Da sie der herbstliche Regen gefegt.
Und die Birken sind in der Dämmerung kleiner,
Die ein Wind in leiser Sehnsucht bewegt.
Und die wenigen Sterne stehen
Über den Weiten in ruhigem Bilde.
Lasst uns noch einmal vorübergehen,
Denn der Abend ist rosig und milde.
Georg Heym
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