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RE: So nah die Zeit

#1 von Sirius , 19.02.2017 00:32

So nah die Zeit

Durch die Birken fliegen die Tage.
Ich schmecke die verlorenen auf
deinem Mund.
Bald haben wir Nächte im neuen Gewand,
unerschrocken bleibe ich
in deinen Händen.
Ich komme mit dem Frühling
und pflanze dir eine Sonne ins Herz.
Nächtlich
hört man uns lachen,
herzbereit der Sommer,
wie ein junges Fohlen
hüpft unsere Liebe durch alle Tränen.

Sirius


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RE: So nah die Zeit

#2 von Richard , 19.02.2017 11:12

Ein gut gebauter sprachlicher Vorratsschrank, vollgepackt mit schweren Honig- und Schmalztöpfen. Liebevoll gemacht und eingelagert, beäugt von einem unterzuckerten Kritiker, der sich jetzt ob der anfliegenden Blumen wegduckt und später seinen Senf dazustellt.

Grüße in den Sonntag

Richard (zwinkernd)

 
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RE: So nah die Zeit

#3 von Sirius , 19.02.2017 13:54

Ja, nun, ich hatte noch was eingefroren und muss nun den Tiefkühler abtauen. Alles muss raus, heißt es ja immer.
Das wird ja sonst auch schlecht.
Ich bin nun mal der Romantiker und wandle immer auf diesen schmalen Grat zum honigsüßen Kitsch.
Dabei könnte ich auch anders, aber meine Emotionen verlaufen sich ständig.
Ich danke dir, Richard, für deinen anüsanten Kommentar!

Sirius


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RE: So nah die Zeit

#4 von scrabblix , 19.02.2017 22:51

Das ist keinesfalls zu süß, Sirius. Du verstehst es ausgezeichnet, den Honigtopf rechtzeitig beiseite zu stellen.

Mir gefällt sie, deine Frühlingsahnung!

Liebe Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: So nah die Zeit

#5 von Angelika , 20.02.2017 08:18

Lieber Sirius,

ein Liebesgedicht, freihändig in den Wolken schwebend, aber das haben Verliebte so an sich. Nein, Honigtopf würde ich nicht sagen. Einige Zeilen halte ich sogar für fast gelungen, zum Beispiel
die letzten. Nur dieses "herzbereit" kommt ein bisschen zu dick daher. Sag es doch einfacher.

Lieben Gruß, Angelika

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RE: So nah die Zeit

#6 von Richard , 20.02.2017 18:06

Also, mir hüpft da ein zuckersüß junges Fohlen ins Auge, und nun tränt es, aber liebevoll.

Sirius, wir kennen uns lang genug, da erlaube ich es mir noch einmal, wie damals bei Poetry, anzumerken, dass ich es schade finde, wenn Du des Öfteren Deine Texte so überfrachtest. Meistens gegen Ende hin. Decke ich das Gedicht nach „Herz“ ab, habe ich einen sehr romantischen, leisen und runden Text, voller Hoffnung -das Leseauge malt sich den Rest sehr schön selber aus, es ist sozusagen ein gelungenes „poetisches Ende“, was auch den Titel optimal unterstützen würde.

Lese ich jetzt aber weiter, habe ich das störende Gefühl: hier ist man „einen drüber“. Es wird erklärt (herzbereit), dass der Sommer etwas Öffnendes hat, zudem muss ich mich in dieser Fohlen hüpft der Liebe gleich in alle Tränen-Abfolge nahezu versteigen; und das ist ein starker Kontrast zum obigen Leseempfinden. Ich denke hier automatisch an diese Abziehbildchen fürs Poesiealbum, weißt Du? Und das ist schade, denn es ist eigentlich, bis zu meinem vorgeschlagenen Ende, ein sehr gutes Gedicht. So, das wäre mein Senftöpfchen aus dem Hause Tacheles. Mittelscharf.

P.S: "ins" ist Umgangssprache, "in dein Herz" wäre hier passender.


LG, Richard

 
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RE: So nah die Zeit

#7 von kama tanha , 20.02.2017 19:51

" Wie ein junges Fohlen hüpft unsere Liebe durch alle Tränen"
das ist so unsagbar süß! Manchmal ist Honigtopf was Wunderbares.
Klar, nicht für Diabetiker.

Richard, du bist schon witzig.


"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)

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RE: So nah die Zeit

#8 von Sirius , 20.02.2017 20:23

Liebe Lotte,

du verstehst einen armen Romantiker, dem manchmal die Worte durchgehen. Dafür danke ich dir (herzlich)!

Liebe Angelika,

das ist das, was ich mit dem Grat meine, auf dem ich oft wandle. Wahrscheinlich bin ich mit „herzbereit“ zu weit abgerutscht.
Ich danke dir sehr für deinen Kommentar!

Lieber Richard,

du magst wohl recht haben und es ist wohl so, dass nach „Herz“ mir das Gedicht noch zu kurz erschien. Ja, das Fohlen. Es soll natürlich eine Metapher für jung und frei und unbeschwert sein, und die Tränen stehen für die Sorgen und Ängste, aber der Leseeindruck sagt natürlich „Fohlen“ und „Tränen“, da denke ich auch an meine Pubertät zurück.
Ich verstehe, dass du da ans Poesiealbum denkst, und ich bin froh, dass ich nicht auch noch gereimt habe.
Danke, dass du den Meerrettich weggelassen hast.

Liebe kama, ganz herzlichen Dank, dass du aus dem süßen Topf genascht hast!

Sirius


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RE: So nah die Zeit

#9 von Angelika , 21.02.2017 08:13

Lieber Sirius,

ich weiß ja nicht, welchen Teil meines Kommentars du meinst, aber ich tippe mal auf das "auf den Wolken Schwebende". Da würde ich dir, anknüpfend an Luther oder sonstwen, raten, mit den Füßen auf die Erde zu kommen, wo sich die ernstzunehmenden Poeten in Maßen tummeln. Falls du daran interessiert sein solltest, demnächst Nobelpreisträger zu werden.

Lieben Gruß, Angelika

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