Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#1 von Richard , 20.02.2017 20:57

die lyrik ist ein seltsames wesen. in dem augenblick wo ich dies hier schreibe, bin ich schon ein klugscheisser oder ich rede wahr. es gibt nur diese beiden möglichkeiten. ein gedicht hat auch immer zwei seiten: wie es tatsächlich dort steht und wie es wirkt. dieser gedanke ist gar nicht mal zu unterschätzen, es gilt ihn zu bedenken. durch sie kann die nacht blauer erscheinen. man kann in ihr zergehen, in sie eintauchen. sie kann ein lebendiges wesen sein. sie kann lieben, lügen, leiden und lachen. sie macht einen betroffen, sie regt zum nachdenken an. sie öffnet sich, sie verschließt sich. sie unterwirft sich trends und diversesten aspekten in der literaturgeschichte. sie gaukelt vor oder sie spricht wahr. manchmal ist sie blass wie ein morphiumgesicht und manchmal rosig, gesund wie ein kleines mädchen wenn es ein rad schlägt. sie ist rot, schwarz, grün, gelb, weiß und blau. sie zieht an und stößt ab. sie ist seele, herzklopfen. sie ist manchmal der erste gedanke am morgen und der letzte am abend. lyrik ist borniert, eitel und fett. lyrik ist zart, rein und weise. lyrik ist blume, grabstein und sonne, mond & sterne. sie ist nichts und alles. ein lyriker ist nichts und alles. er schreibt entweder sein alles oder nichts. eigentlich kann man sie gar nicht kritisieren und eigentlich sollte man es. sie ist warm, sie ist kalt. man versteht sie, man versteht sie nicht. ist es tag oder nacht?

das wort ist die denke im kettenhemd. die zeit, dies getüm, poltert von unten an unser rot. ich weiß doch: nur eine sonne braucht die blume, nur die guten schmiede kommen in den himmel. so bringe ihm pferd und er bringt dir eisen. so gebe erde, dunkel und feucht. sei ehrlich, sei mutig, sei w a h r h a f t i g.

 
Richard
Beiträge: 1.651
Registriert am: 03.11.2015


RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#2 von kama tanha , 20.02.2017 21:28

Danke- auch das regt zum Nachdenken an!
Ein großartiger Einblick, wie der Autor die Lyrik sieht. In jedem Fall muss man sie lieben, um sie verstehen zu können, man muss sie lieben, um von ihr berührt zu werden. Man muss sie lieben und immer das Risiko eingehen, enttäuscht und abgestoßen zu werden. Man muss sie lieben, um sie so wie oben beschreiben zu können.


"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)

kama tanha  
kama tanha
Beiträge: 1.195
Registriert am: 23.11.2015


RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#3 von Sirius , 20.02.2017 22:07

Der Autor ist Richard, und der Text ist großartig!


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 27.113
Registriert am: 02.11.2015


RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#4 von kama tanha , 20.02.2017 22:09

Ja, das dacht ich mir! Und ja, ich sehs wie Sirius!


"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)

kama tanha  
kama tanha
Beiträge: 1.195
Registriert am: 23.11.2015


RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#5 von scrabblix , 20.02.2017 22:26

Ja, das ist bestechend gut geschrieben!


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
scrabblix
Beiträge: 6.273
Registriert am: 05.11.2015


RE: "über lyrik" (2001, Wolkenstein-Forum)

#6 von Richard , 21.02.2017 07:45



Dankeschön..!

 
Richard
Beiträge: 1.651
Registriert am: 03.11.2015


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz