Katja Kettus erschütternder Roman
Den Wolf jagen
Mit seiner langen Grenze ist Finnland tief in die Geschichte Russlands verstrickt. Kajta Kettus neuer Roman verbindet die Dämonie der Gulag-Vergangenheit mit der neoimperialen Ambition der Gegenwart.
Finnlands Geschichte ist Weltgeschichte, wofür die 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland sorgt. Finnische Autoren haben eine Präferenz für historische Themen. Sie arbeiten brennende Wunden und Traumen auf.
Katja Kettu brillierte vor drei Jahren mit dem Roman «Wildauge» über eine Amour fou zwischen einem SS-Offizier und einer finnischen Hebamme, die sich 1944 im Kriegsgefangenenlager Titowka entwickelt, das die Deutschen in Lappland betrieben. Auch in ihrem neuen ausserordentlichen Roman «Feuerherz» schont die 38-Jährige ihre Leser nicht. Nach dem Bürgerkrieg von 1918, der anders endete als der Bürgerkrieg in Sowjetrussland, schwelte der Hass. Der Schriftsteller Ilmari Kianto rief dazu auf, die roten Frauen wie Wölfinnen zu jagen, damit sie keine jungen Wölfe gebären könnten. In Kettus Roman wird die von einem russischen Kommunisten schwangere 15-jährige Irga, die Tochter des Weissen Generals, gleich zu Beginn von vaterländischen Burschen gezwungen, «die Zunge gegen eine vereiste Eisenstange zu drücken, so dass sie daran festfror». Sie befehlen der «Russenhure», rückwärtszukriechen. Dann greift einer zum Lappenmesser und trennt die Zunge mit einem Hieb ab.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/katja-kett...jagen-ld.151268
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