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RE: In der Arena

#1 von Karl Ludwig , 28.03.2017 17:24

Der Kristall liegt unschuldig und selbstverliebt, wie hingeschmeichelt, im roten Samt, als ein unansehnlicher Brocken Kohle näher schleicht, ihn in die Seite tritt und aus den Träumen reißt.

„Hey, was soll das?“

„Sag mal, spinnst du?“

„Wer? Ich?“

„Ja du, der du zu viele Facetten dein Eigen nennst.“

„Und selbst wenn, sollst du mich noch lange nicht treten.“

Der facettenreiche Diamant springt verblüffend flink auf und schallerte dem Koksbrocken Eine.

„Das wird Folgen haben!“ Das Es und das Überich trennen sich finsteren Blickes.

Die Folgen folgen in Form von zwei Sekundanten, Amnesialles und Psychokolerik, die sich auf halbem Wege treffen. Sie beschließen die Einladungen zum Duell einfach zu tauschen und sich so einen Teil der Strecke zu ersparen. Auch wenn man einen bescheuerten Namen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch bescheuert ist. Sie gönnen sich ein Gläschen traditionellen Botenstoff Proopiomelanocortin in der Kneipe Zum Hypothalamus.

In der Arena soll die Angelegenheit geregelt werden, gleich hinter dem notorischen Zentrum. (Ich weiß, andere haben ein motorisches Zentrum)

Die Kampfplatz ist schon länger nicht benutzt worden. Das Ich zieht mit viel Trara in die Präsidentenloge ein, drapierte sein Charisma wie einen Umhang und weiß immer noch nicht genau, ob Daumen hoch 'Leben lassen' bedeutet, oder das Gegenteil, die Historiker sind sich, wie üblich, nicht ganz einig.

Das Überich tritt vor die Loge und brüllt: „Ave Ego, moralis sit in salutem!”

Das Es spricht eindringlich, aber in Zimmer-, bzw. Arenalautstärke: „Non est mihi maledicebat superego, nam mihi est honnest maxima.”

Dann fügt es noch leise ein: „Mihi non laudare, tantum vivere” an.

(Für alle, die tatsächlich lateinisch sprechen: Nicht lachen, oder wenn doch, nur verständnisvoll amüsiert. Den anderen erspare ich die Suche nach einem guten Latein-Deutsch Übersetzungsprogramm (gibt es nämlich nicht). Es handeln sich um verfälschte klassische Zitate. Ja, wie bei Asterix. 'Die Todgeweihten grüßen dich' und 'Nicht loben will ich Cäsar ...' (Mark Antons Leichenrede auf selbigen). Knapp so gut, wie ich es mit einem Freeware Übersetzungsprogrammen hinbekomme: 'Grüß dich Ich, die Moral lässt grüßen' und 'Nicht schmähen will Es das Überich, denn Es ist maximal ehrenwert' und leise: 'Es nicht loben (will ich), nur sein.'

Die Gegner beziehen ihre Waffen. Das Überich greift sich den Knigge, die Grund- Straf- und Zivilgesetzbücher, tut sich eine Bibel vorne in die Hose, schamhaft als 'Tiefschutz' bezeichnet, niemals würde ein Überich dazu Eierwärmer sagen können, selbst Suspensorium klingt irgendwie suspekt, stopft sich einige Broschüren von Heimatpflegevereinen ins Hemd, und geht in Kampfposition hinter ein Stehpult. Das Es bohrt in der Nase und gönnt dem Büchertisch keinen Blick. Dann schlurft es langsam zu seinem Standpunkt, holt eine Luftmatratze aus der Hosentasche und legt sich drauf:

„Also, Symposien hält man im Liegen ab. Wegen diesem Moralapostel bin ich heute schon mal aufgesprungen, das sollte für einige Zeit an körperlicher Betätigung reichen. Ich bin doch kein Sportler.

Also? Warum tritt mich das Überich? Was hatte es dazu veranlasst? Nein, ich will es eigentlich gar nicht wissen. Ich bin jedoch bereit, eine Entschuldigung anzunehmen um ein rhetorisches Spektakel zu vermeiden.”

Das Überich schmeißt mit einem Benimmbuch für Gentlemänner. Der Zufall will es, dass eine Seite aufblättert und ein Tipp für gehobenes Benehmen lesbar erscheint: 'Zum Pinkeln aus der Badewanne steigen.' Ein Tipp, der nicht nur ausgesprochen, sondern auch überflüssig ist - das Es duscht sowieso am liebsten. Danach ist ihm immer davor.

Es zitiert im Liegen: „Lass die Moleküle rasen, was sie auch zusammenknobeln, lass das Tüfteln, lass das Hobeln, heilig halte die Ekstasen (Morgennatz oder Ringelstern).“ Dann steht Es langsam! auf, lässt die Hose runter und zeigt dem Überich den nackten Hintern. „Pantomime statt Worte. Bin ein wenig infantil. Klar? Triebgesteuert. Hedonistisch. Postpubertär. Regressiv.“

„Verantwortungslos! Ohne Ehrgeiz!! Nur am Lustgewinn interessiert!!! Egoistisch!!!! Unmoralisch!!!!! Schlimmster Mangel an Sozialbewusstsein!!!!!! Wegen solchen Typen wie dich, würden wir immer noch auf den Bäumen hocken und uns überlegen, ob Intelligenz ein brauchbares Etwas sein könnte, die Damen zum Ablegen zu überreden und ob die Bananen besser schmecken, wenn man weiß, dass es sich um Monokotyledonen handelt.“

„Oh ja! Meckern mit Überpunktion. Passt irgendwie. Und dann der geheiligte Fortschritt! Wie konnte ich nur das Mantra derer vergessen, welche Triebstau praktizieren und die Zufriedenheit immer in der Zukunft erwarten. Damit möchte ich nichts zu tun haben. Fortschritt bedeutet nur, dass die Dinge immer schneller passieren.“

Dann legt Es sich wieder hin.

Das Ich in der Präsidentenloge zögert. Wohin mit dem Daumen? Aber dann reckt es den Mittelfinger und ist schierbass baff, wie viel innere Freude solch ein Danebenbenimm doch verursachen kann.

Entsetzt blickt das Überich auf das Urteil! Dann schleicht es gesenkten Hauptes an dem leise schnachenden Es vorbei auf der Suche nach einem Schrottplatz. Und es hatte doch noch gar nicht angefangen gehabt, aus dem katalogisierten Sündenregister vorzulesen.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

Karl Ludwig  
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