„Bruder aller Bilder“ von Georg Klein
Die weite Zone des Lebendigen
Tiere, Pflanzen, alte Technik: Georg Kleins Roman „Bruder aller Bilder“ ist ein starkes Stück.
Wenn es um einen Roman von Georg Klein geht, muss man nicht mit dem Plot ins Haus fallen. Natürlich soll von Handlungen die Rede sein – zunächst aber vom Näherliegenden: von Figuren, „morgendumm bis in die Fingerspitzen“ oder „tiertaub und pflanzenblind“. Von Wortfindungen wie „sportsinniger Zufall“ oder von aus der Zeit gefallenen Märchenorte wie „Altstadtbackstübchen“. Überhaupt: von den vielen Diminutiven, von „Stäbchen“ und „Maschinchen“, von „Ührchen“ und „Sesselchen“, die diesen Roman mit dem Titel „Bruder aller Bilder“ als fragwürdige Idylle ausstaffieren. Man kann es Sprachkunst, Manier oder gar Manieriertheit nennen – es ist der Stoff, aus dem das Georg-Klein-Universum gemacht ist.
In dieser Welt ist MoGo heimisch, halbwegs zumindest. Die junge, etwas übersensible Vegetarierin und Journalistin bei der Lokalzeitung „Allgemeine“ wird fünf Tage lang für den Sport-Kolumnisten und Star des Blatts Addi Schmuck abgestellt. Es geht um eine Recherche über Tauben in einem Sportstadion – viel mehr lässt sich dazu nicht sagen. Nur dass Addi, der es mit der Natur nicht so hat, auch seinen Freund ins Boot holt, den tier- und pflanzenkundigen Bewohner einer alten Fabrikhalle am Wald, den er den „Auskenner“ nennt.
Zu den beiden älteren Herren und MoGo (auch Moni/Monique Gottlieb) gesellen sich ein Schönheitschirurg mit meteorlogischem Sachverstand, die Eigentümerin der „Allgemeinen“ sowie ein Redakteur, der die Demontage klassischer journalistischer Ressorts zugunsten des neuen Super-Ressorts „Kultur, Sport und Leben“ betreibt. Ach ja, nicht zu vergessen: Auch MoGos kürzlich verstorbene Mutter gehört zum Personal. Echt jetzt.
Dass die Tauben auf dem Rasen der Süd-Arena sich auffällig verhalten, passt womöglich zu einer Ulme, die alle schwarz lackierten Fahrzeuge zählt und jedem tausendsten ein Unglück bereitet. Es passt zur Monokultur der ausgedehnten Maisfelder und zum „mörderisch regenarmen“ Sommer, den die jahreszeitfühligen Figuren konstatieren. Ansonsten geistern auch Biber, Fledermäuse, Igel und eine Katze durchs Bild.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/brude...n/27801890.html
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