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Georg Kleins raffinierter, trauriger Rätselroman „Bruder aller Bilder“

#1 von Sirius , 26.08.2021 17:00

Georg Kleins raffinierter, trauriger Rätselroman „Bruder aller Bilder“

Die geheimnisvolle Jungredakteurin Monika Gottlieb erschrickt einmal selbst über das, was sich hinter der Fassade der herkömmlich dafür gehaltenen Wirklichkeit auftut. Sie hat einen Blick dafür, aber das ist nicht angenehm, und sie nimmt sich vor: „alles sehen, was es am jeweiligen Ort zu sehen gibt, aber das Schauen sogleich mit Vergleichen einzäunen, die behaupten, dass da etwas nur so ähnlich wie etwas anderes scheint, weil es sonst nicht auszuhalten ist ... .“

Wenn man sich also fragt, wovon Georg Klein in seinem neuen Roman „Bruder aller Bilder“ eigentlich und hinter dem im Vordergrund Erzählten erzählt, so ist es wohl der Tod. Die Lebensgefahr, der das Leben stets ausgesetzt ist, das Sterben, die Trauer der noch Lebenden und der bereits Toten – trauernde Tote, das ist allerdings eine Überraschung. Dazu kommen die Unverschämtheit, mit der der Tod sich hineindrängt, und die Unverschämtheit, mit der das Leben weitergeht. Als Devise vorne im Band: „Die Bäume auf der Heimfahrt schamlos grün“, von Heiner Müller 1992 im Nachgang zu einem Termin beim Kardiologen notiert.
Dem gegenüber steht wiederum die Macht des Schriftstellers, hier korrigierend einzugreifen oder – wenn das nicht möglich ist – den Tod dem Leben doch anzugleichen. Eine Durchlässigkeit zu schaffen. Zwischen zwei offensichtlich Toten wird eine Liebesgeschichte beginnen, wie ist das bloß möglich?

„Bruder aller Bilder“ ist aber auch ein Augsburg-Roman, der nicht nur darum an den „Roman unserer Kindheit“ (2010) erinnert. Auch die merkwürdigen Gänge in den Augsburger Untergrund, den buchstäblichen Untergrund mit Wegen und Orten unter der Stadt, verbinden die beiden Bücher. Und ihre tieftraurige Grundierung. Denn hier stimmt etwas nicht. Monika Gottlieb, die sich übrigens selbst keineswegs geheimnisvoll vorkommt, hat ein feines Gespür dafür, kein so sehr journalistisches, eher ein körperlich sensorisches. Ihr Drang zur Wahrheitsfindung hält sich dabei im Rahmen. Moni ist abwartend und geduldig. Der Autor mag sie, die Figuren mögen sie. Soll sie, die tendenziell leichtsinnig mit einem schwarzen Roller durch die Stadt flitzt, womöglich vor etwas geschützt werden? Vor einer Ulme am Straßenrand, die schwarze Vehikel zählt und jedem Tausendsten ein Unglück, wenigstens Missgeschick wiederfahren lässt?

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/georg...e-90935400.html


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Sirius
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