Kochen ohne Küche
Nein, dies ist keine Satire, auch wenn es so klingen mag, dies ist mehr Sirius-Spezial-Kreativität und auch überhaupt keine Konkurrenz zum Gourmet Karl-Ludwig, sondern eher Alternativ-Denken.
Angenommen, in der Küche ist der Boden rausgerissen, weil die Fliesenleger den Estrich neu machen und man kommt weder an seinen Herd noch an den Zweit-Backofen ran, und weiter gesponnen, just dann kommen liebevolle Gäste, die man natürlich nicht enttäuschen und mit ein paar Chips abspeisen will- ja, dann geht man in den Keller, wo jeder Deutsche einen Raum hat, wo er sein Geld stapelt, stopft sich die Taschen mit Scheine voll und führt seine Gäste selbstverständlich ganz groß aus.
Nur Sirius hat wieder nicht so einen Raum, pfhh, und nicht die Scheine. Und auch keine Lust, den Angeber von Welt zu spielen, denn mit genügend Kohle kann das eigentlich jeder.
Was macht man dann, wenn die verfressene Bagage kommt und mitleidig auf den Küchenboden der Küche schaut, sich seufzend und mit leeren Magen wieder zurückziehen will?
Man drapiert die Jungens und Mädels im Wohnzimmer, gibt ihnen was zu Trinken und merkt nebenbei an, dass sie keine dämlichen Fragen stellen sollen, denn gleich muss Sirius ungewöhnliche Tätigkeiten verrichten, also Maul halten.
Dafür gibt es im Anschluss aber auch:
Vorspeise: Mayonaise-Eier und Mulligatawny-Soup mit warmen Brot
Hauptgang: Frischer gemischter Salat mit Vinaigrette d´imprevu
Filet vom Räucherlachs mit neuen Kartoffeln, grünen Bohnen, Strauchtomaten und Petersiliensoße
Dessert: Creme Caramel und blanchierte Mandeln mit Honig
Zum Abschluß: Selbstgemachter Cappuccino
Natürlich muss man die Zutaten haben, aber in diesem Überlebenskurs geht es hauptsächlich um das kreative Wie.
Und hilfreich wäre auch ein Auto oder eine Spülmaschine, es sei denn, man hat eine zweite Mikrowelle im Schlafzimmer oder einen Wohnzimmergrill, dann können noch alle mitmachen, aber wir machen es gefälligst kreativ und phantasievoll. Es soll doch keiner auf die Idee kommen, wir könnten eigentlich nur blöde gucken. Keineswegs, man muss uns nur lassen..
Also los geht’s:
Bevor ihr mit dem „Kochen“ beginnt, das Auto anlassen, damit es im Leerlauf warmlaufen kann.
Ist keines da, macht nichts.
Den Weißwein stellt man im Spülkasten der Toilette kalt. In der geschlossenen Flasche natürlich, sonst muss man wegen jedem Glas die Spülung betätigen.
Das Brot wärmt man über der Lüftung an der Rückseite des Fernsehers an, den Ton stellt man ab, um die Unterhaltung der Gäste nicht zu stören. Dabei hebt man den Finger, der bedeuten soll: Keine blöden Fragen jetzt!
Fladenbrot lässt sich gut in einem Hosenbügler aufbacken.
Die Kartoffeln wäscht man mit einem Hochdruckreiniger oder einem Wasserschlauch auf der Terrasse oder im Garten oder einfach im im Waschbecken des Badezimmers. Anschließend kocht man sie im Wasserkocher (2 L), gegebenenfalls auch noch eine zweite Portion. Kurz bevor sie gar sind, gibt man die Bohnen hinzu.
Da der Wasserkocher besetzt ist, werden die Eier im heißen Fußbad gekocht
Die Suppe gießt man in eine Wärmflasche und hällt sie im Bad unter sehr heißem Wasser, das kann man in der Dusche mit dem Brausekopf erledigen und braucht nicht dabei zu sein.
Mulligatawny-Suppe überdeckt den herben Gummigeschmack und behält seinen Eigengeschmack.
Man solte sie aber nicht aus der Wärmflasche servieren.
Für den Salat zunächst den Blattsalat in den Aktenvernichter geben, das spart ganz viel Zeit. Dann mischt man ihn mit den übrigen Salatzutaten.
Für die Salatsoße die Vinaigrette anrühren und entweder im Flüssigseifenspender am Tisch servieren oder zusammen mit dem Salat in der Waschmaschine im Schleudergang vermischen. Mit einem alten Rasiermesser oder Kartonschneider von einem Brocken Parmesan gesäbelte Späne machen sich auf dem Salat ziemlich stilvoll. Im Gegensatz zu den Gesichtern der Gäste..
Für den Hauptgang als Erstes die Tomaten schälen. Mit einem großen Tapetenkratzer dauert das bloß Sekunden.
Der Fisch wird in Folie gewickelt und in der Geschirrspülmaschine auf Stufe „Economy“ gedünstet.
Hat man das Auto, drapiert man ihn um den Motorkühler und bittet einen der Gäste, ein paar Runden um den Block zu fahren.
Mit beiden Methoden wird der Fisch ganz wunderbar gar. Vor dem Servieren wärmt man die Teller mit einem Fön vor.
Für die weiße Soße wird zunächst eine gehackte Zwiebel mit dem Bügeleisen (Stufe Baumwolle) gedünstet, bis sie glasig ist. Dann schabt man sie zusammen mit etwas gehackter Petersilie in eine Pfanne. Sobald der Gast zurück ist mit dem Auto, verrührt man das Ganze auf dem heißen Automotor.
Die Creme Caramel gelingt mit einer voll aufgedrehten Schleifmaschine ganz wunderbar.
Die Mandeln werden vor dem Servieren mit kochendheißem Wasser übergossen.
Und den wunderbar schaumigen Cappuccino bekommt man mit der elektrischen Zahnbürste hin.
Sirius
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Haha, das ist genial!!
Ich komm auch zum Essen!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Sirius, wann darf ich vorbeikommen um den Fussboden rausreißen? Das würde ich gerne sehen wenn Du dann die Zwiebeln bügelst und das Brot föhnst ...
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Das ist köstlich, lieber Sirius, obwohl ich jetzt irgendwie gar keinen Hunger habe.
Schreiben macht schön.
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Ich seid jederzeit zum Essen eingeladen. Meine Küche..äh..meine Werkstatt steht bereit.
Danke, dass ihr euch amüsiert habt. War mir ein Vergnügen.
Sirius
Reset the World!
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Ich glaube, ich entscheide mich ganz spontan für Chips.
Herrlich verrückt, Sirius!
Liebe Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Apropos Chips: Mit Spaghetti kann man wunderbar diese kleinen Teelichter in den tiefen Gefäßen anzünden.
Danke für das "verrückt". Normal war ich ja lange genug.
Sirius
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