Weltverkehr
Horch! Eine Stimme aus dem Radio rief:
»Ich bin der unbekannte Fisch Plattunde.
Ich lebe auf dem Meeresgrunde
So schätzungsweise fünfzehntausend Meter tief.
Ihr Menschen hört, ich möchte gar zu gern
Einmal den Flieger Udet kennenlern.«
In einer Höhe von genau zwölftausend
Elfhundert Metern durch die Lüfte sausend,
Erwiderte Herr Udet so:
»Mein lieber, unbekannter Fisch im Meere,
Ich habe Ihren Wunsch vernommen.
Auch ich ersehne ein Zusammenkommen.
Auf meiner Seite wäre ja die Ehre.
Bestimmen Sie per Radio
Nur bitte wann? und wie? und wo?«
Kaum war dies Zwiegespräch gesprochen,
So ward das Meeresspiegelglas
Von einem kleinen Fisch durchbrochen,
Der eine Fliege schnappte und sie fraß.
unbekannt
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Das Nasobem
Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobem,
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.
Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobem.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
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Der Schellfisch und der Heilbutt
Bei einem Schellfisch
ging mal die Klingel kaputt.
Da schwamm er zu einem Heilbutt.
Fünf Minuten später
war alles wieder gutt.
Peter-T. Schulz
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Ein genehmes Tier
Ein rechter Fisch
schweigt still bei Tisch
auch wenn du blöd und laut bist.
Er schweigt sogar,
und das ist wahr,
wenn du grad seine Braut ißt.
Johannes Conrad
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Donnerkarl, der Schreckliche
Ein Heldengedicht
Reich mir meine Platzpatronen,
Denn mich packt die Raserei!
Keinen Menschen will ich schonen,
Alles schlag ich jetzt entzwei.
Hunderttausend Köpfe reiß ich
Heute noch von ihrem Rumpf!
Hei! Das wilde Morden preis ich,
Denn das ist der letzte Trumpf!
Welt, verschrumpf!
Paul Scherbart
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Ich sag nicht so und sag nicht so,
denn wenn ich so sagt oder so,
so könnt man später sagen,
ich hätt so oder so gesagt
und packte mich, Gott seis geklagt,
beim Kragen!
Drum sag ich weder so noch so,
brennt auch die Frage lichterloh.
Ludwig Eichrodt
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Der Landwirt Würstlein
von Sebelsdorf
-Patriotisches Gedicht-
Der Landwirt Würstlein von Sebelsdorf,
ein Mann von echtem Schrot und Schorf,
der hat den rechten Fleck auf dem Mund,
der lockt keinen Ofen vor den Hund.
Es fließt ein Bach durchs Bayernland,
der Wittelsbach wird er genannt,
in seinem neuen Schoße kann
sich bergen jedweder Untertan.
Und als das siebente Knäblein kam,
er König Rupprecht zum Paten nahm,
das ist ein Brauch von altem Korn,
daran zerschellt des Feindbunds Zorn.
Trotz Gut und Blut hie schwarzweißrot,
da hat es selbander keine Not!
Fest steht und treu der Rhein auf Wacht,
durch Sieg zum Tod! Durch Licht zur Nacht!
Klabund (das ist Alfred Henschke)
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Poetische Grabschrift eines Lasterhaftigen
Die Leber ist zu Wien,
das Glied zu Rom geblieben,
das Herz in einer Schlacht
und das Gehirn im Lieben.
Doch dass der Leib nicht ganz verloren möchte sein,
so lege man den Rest hier unter diesen Stein.
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
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kommt ein mann
die treppe rauf
klopft an bim bam
guten tag kleine
madam! atem flach
auge wach doch ach!
kommt ein mann
die treppe runter
stürzt kopfunter
bumm bam gabs
ein kleines melodram
Arne Rautenberg
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Mahlzeit!
Obst
Die Sprache an und Pfirsich
Schmorzeit
Den Sprachkohl 20mal köcheln lassen.
köcheln köcheln köcheln köcheln
köcheln köcheln köcheln köcheln
köcheln köcheln köcheln köcheln
köcheln köcheln köcheln
köcheln köcheln
köcheln
köcheln
kö –
reicht!
F.W. Bernstein
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Wenn der Zweck,
der den Zweck hat,
dass er den Zweck,
den er bezwecken soll,
bezweckt, den Zweck,
der er bezwecken soll,
nicht bezweckt,
so ist dieseer Zweck
ein zweckloser Zweck.
Ernst Jandl
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ratschlag für einen jungen dichter
als dichter musst du wissen wie
man leute killt köpfe zwischen
zeilen klemmt sie plätten satz für
satz das ist das blei das du hast
ein gutes gedicht braucht heut
zutage einfach einen mord damit
die quote stimmt sie nicht zum
pinkeln gehen wenn du um ihre
herzen wirbst musst du sie brechen
Albert Ostermaier
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Ewiges Rätsel
Was war zuerst da – Ei oder Henne?
Ich fragte mein Huhn und Professor Ordenne.
Mein Hühnchen sagte dreimal Dock dag;
der Professor erklärte den halben Tag.
Doch was ich bis heut nicht, was früher vorhanden –
ich hab beide nicht verstanden...
Bernd Lunghard
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Was sonst noch passierte
Der Prinz von Kanada traf den König von Albanien.
Ich bin der Prinz von Kanada, sagte der Prinz von Kanada.
Und ich der König von Albanien,sagte der König von Albanien.
Dich gibt es doch gar nicht, sagte der Prinz von Kanada.
Dich aber auch nicht, sagte der König von Albanien.
Und beide schüttelten verwundert ihre Köpfe.
Lutz Rathenow
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Das Orchester lebt
Der Obo ist.
Der Po saunt.
Der Saxo font.
Der Diri gähnt.
Die Pete trompt.
Die Tuba tobt.
Der Kontra basst.
Der Klari nettet.
Der Harfe niest.
Die Flöte querflt.
Der Geiger zählt.
Willy Astor
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