Hör mir zu

...mein Lieber du
meine Seele hätte Ruh
schenkte ich dir einen Schuh
da kannze dir nix für kaufen
da kannze au nich drin laufen
doch meine Seele hätte Ruh
liebtest du
den einen Schuh.

Das Gleichnis

Wie wenn da einer, und er hielte
ein frühgereiftes Kind, das schielte,
hoch in den Himmel und er bäte:
„Du hörst jetzt auf den Namen Käthe!“

Wär dieser nicht dem Elch vergleichbar,
der tief im Sumpf und unerreichbar
nach Wurzeln, Halmen, Stauden sucht
und dabei stumm den Tag verflucht,
an dem er dieser Erde Licht...
Nein? Nicht vergleichbar? Na, dann nicht!

Robert Gernhardt

Mondlandschaft

Wache Molche suchen leise
nach dem Netz der Müdigkeit.
Weiche Dolche fluchen weise.
Eine Birke steht allein in ihrem Leid.

Kuttenmönche ohne Schatten
schleppen Feigen durch den Schnee.
Die ihn mit Zitronen hatten,
wiederkauen ihren gestrigen Tee.

Eine Kuh und eine Hexe
warten bis der Acker stirbt.
Krähen machen weiße Kleckse.
Hört ihr, wie die mürbe Semmel zirpt?

Georg Kreisler

Ich wollt' ich hätte das Geld für eine ganze Herde Gazellen.
Was würdest Du denn mit den Gazellen anstellen?
Biste doof? Ich werd' Dich erleuchten und erhellen:
Ich will doch nur das Geld. Was soll ich mit Gazellen.

Für eine ganze Herde Gazellen würde ich die Frau von Bauer Harms aus dem Nachbarort bekommen, der eigentlich für seine Magd drei Hochleistungskamele haben wollte, aber die Magd mag ich nicht. Seine Frau ist nicht mehr die jüngste, und er steht mehr auf junge Gazellen. Der Knecht bot ihm drei tragende Sauen, aber das ist dem Bauer zu gewöhnlich, er steht auf Exotisches. Die Frau selbst wäre mit jedem Handel einverstanden, weil sie erotischen Nachholbedarf hat, während der Bauer mit der Magd rumgazellt. Der Knecht säuft und besorgt es ihr nur in Gummistiefeln, während sie sich an der Mistforke festhält.
Das sind unhaltbare Zustände, deshalb würde ich dir die Herde Gazellen abnehmen, im Tausch gegen einen Kleinwagen voll Unterhosen ohne seitlichen Eingriff.
Was sagst du dazu?

Sirius

Sächsische Abendstimmung

Ieber alle Gäßchen is Ruh,
im „Goldnen Fäßchen“ findest du
kaum noch ä Bier,
de Kellnerin hängt schon ihr Kebbchen,
nach diesem Debbchen
ruhen ooch wir.

Mikado (d.i. Karl Edler von der Planitz)

Worte sind verdreht, gedrechselt,
wodurch man den Sinn verwechselt,
weil der Wortklang ähnlich klingt,
wechselhaft die Silben singt -

wie die Damen beim Verkehr;
mal hoch mal tief, vorn woll'n sie mehr,
weil von hinten seh'n sie's nicht,
ich hör auf. Wird kein Gedicht.

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche.

Die schärfsten Kritiker der Molche
waren früher selber solche.

Na, von wem wohl. Natürlich R.Gernhardt. Und die dazugehörigen Zeichnungen, eine zierte mal das Deckblatt der Titanic (Frankfurter Schule öffnet ihr Archiv) waren supie-lach, heutzutage als LOL unterwegs.

Ach Robert, ich kenne Dich noch unter dem Decknamen Jemen Lützel. Du gehörst eigentlich auf die Liste der Dinge, die verschwunden sind - in Deinem Fall auch noch leider.

Gut ist, wenn da Wein ist
Scheiße wenn man klein ist. (R.G.)

War doch n Gedicht, Jonny. Du kannst es doch!

Und Dank an Karl Ludwig!

Sirius

An und für dich

Ein bleicher weicher Kopfsalat
und ein kaputter Schuh;
ein nasser Hut, ein Stückel Draht –
viel schöner bist doch du.

F.W. Bernstein

Warum?

„Keiner ist je dort rausgekommen.“
„Keiner?“
„Keiner.“
„Wirklich keiner?“
„Nein.“
„Stimmt nicht. Ich habe mal einen da stehen sehen.“
„Vor der Tür?“
„Vor der Tür. Er stand mit ausgebreiteten Armen da.“
„Natürlich. Weil er keinen reinlassen wollte.“
„Keiner ist je dort reingekommen?“
„Keiner.“
„Aber der mit den ausgebreiteten Armen, der war da?“
„Drinnen?“
„Ja, drinnen.“
„Weiß ich nicht. Er stand ja nur mit ausgebreiteten Armen vor der Tür, damit keiner reinkommt.“

„Du meinst, sie haben ihn da hingestellt, damit keiner reinkommt?“
„Der mit den ausgebreiteten Armen?“
„Nein. Der ist doch von sich aus gekommen. Hat sich dort hingestellt und den Eingang versperrt.“
„Und keiner, nicht einer ist je dort rausgekommen?“
„Keiner, nicht einer.“

Wassily Kandinsky

Busreise durch Finnland

Birke Birke Birke Birke
Birke Birke Birke Birke
Birke Birke Birke Birke
Elch
Birke Birke Birke Birke
Birke Birke Birke Birke
Birke Birke Birke Birke

Veränderungen

Anne Weickel,
verheiratet, in Wanne-Eickel
mit Eberhart, den harten Eber,
gewährte diesem Warzenschwein
allabendlich vom schwarzen Wein;
dann lagen sie in Hängematten,
wovon sie jede Menge hatten,
und erzählten sich von Hagen Weber,
der stark war wie ein Wagenheber
und schneller als die Feldhasen
in einer seiner Heldphasen
Cuxhavens kühle Mole
verbröselt hat in Moleküle.

Elmar Elling

Na? Lange nicht gesehen.
Stimmt. Frag mich doch mal wie's mir geht.
Gerne. Wie geht's Dir denn?
Ach, frag nicht ...