Gesichter.
Stirnen, verschlossen.
Augen, geleert bis zum Grund
in den Nebeln des Lichts,
dunkler als die Nacht.
Sie fliehen vorüber,
versprechen sich ruhige Tage
unter den Schatten des Unheils.
Sie geben ihm freundliche Namen.
Und glauben an sie.
Mit atemlosen Mäulern
und lachend flüstern sie gegen
die Finsternis. Ihr Wort ins
faulende Ohr der Zeiten.
Dies mein Volk.
1.9.17, Antikriegstag
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Antikriegstag: Gedenkt man dem, feiert man den, hängt man ihm zu Ehren jemanden auf, oder freut man sich über die aktuell fünfzig Kriege auf der Welt? Verscheuern wir einen Panzer mehr, damit eine Familie weniger kommt?
Was macht man mit Wörtern wie diesen? Oder möchte man sich nur am Zynisnmus wie meinen erfreuen?
Du hast in deinem Gedicht wahre Dinge mit lyrischen Worten beschrieben, aber dahinter verbirgt sich das Grauen in der Denke der Menschen.
Die Bitterkeit erfasst mich, weil du recht hast und mit wunderbaren Zeilen gegen die Dumheit anschreibst, gegen die Bequemlichkeit und die völkische Einfalt.
Mögen es viele User lesen und verstehen, dann bewirken Gedichte auch mehr als Parolen auf dummen Plakaten.
Sirius
Reset the World!
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Sirius, der Antikriegstag wurde (von der UNO?) eingeführt, um den Beginn des zweiten Weltkriegs zu verfluchen, um es mal so zu sagen. Am 1. September 1939 überfiel die Hitler-Wehrmacht Polen, das war der Beginn des großen Krieges.
Und wenn man heute die Kriegsvorbereitungen der NATO gegen Russland und im weiteren gegen China beobachtet, fragt man sich nicht, ob sie für einen dritten großen Krieg rüstet - man ahnt es, ja man ist ziemlich sicher, dass die NATO tatsächlich einen Krieg gegen Russland führen will. Was das für Europa, für jeden einzelnen von uns bedeutet, müsste jedem klar sein. Aber wo bleiben die Proteste gegen den Krieg? Uns wurde die Friedfertigkeit des weltweiten Imperialismus eingeredet - wir sehen heute, was davon geblieben ist. Wie viele "kleine" Kriege führt die BRD weltweit? Und bedenke bitte, dass die EU unter deutscher Führung als Konkurrenzunternehmen gegen die USA eine EU-Streitmacht aufrüstet. Das alles zusammen macht die Welt nicht nur unsicher, sie macht sie lebensfeindlich. Wer aber will das wahrhaben? Mein Gedicht als Versuch, dies anzusprechen.
Danke für den Kommentar, Sirius.
Angelika
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Ein sehr gutes Gedicht, liebe Angelika. Bewegend. Die traurige Wahrheit einer gestörten Menschheit.
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Richtig eng wird es, wenn die letzten Zeitzeugen von WK 2 tot sind, Täter wie Opfer. Danach gibt es für uns Deutschen unsere große Schuld und Schande nur noch durch Medien gefiltert, nur noch aus der Konserve. Ich habe Krieg und WK 2 durch meinen Patenonkel verstanden, Jahrgang 1922, Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft 1954. Ein zeitlebens zerbrochener Mensch.
Wir haben es vergessen, verdrängt oder doch nie richtig deutlich verstanden: Es gibt keine Feinde, nur die, die uns einreden, wir hätten welche. Wer jemals eine Führung in der Kruppschen Villa Hügel in Essen mitgemacht hat, versteht, wer letztendlich Kriege anzettelt, führt, am Laufen hält.
Gut gemahnt, Angelika.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Naja, Weege, falls du mich fragen solltest: Ich sehe es so, dass über das Nazireich und über den zweiten Weltkrieg im Westen nur sehr oberflächliche und meist verfälschende Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Wenn ich mir die Knopp-Produktionen im Fernsehen ansehe, krieg ich Wut - für so viel Geschichtsklitterung kriegt der Kerl auch noch Honorar, das ich mit meinen GEZ-Gebühren bezahlen muss! Ich habe den Krieg in Berlin als kleines Kind erlebt, noch heute kriege ich eine Gänsehaut, wenn irgendwo eine Sirene aufheult. Und das ist nun ein ganzes Menschenalter her.
Weißt du, ich bin sehr skeptisch, was Zeitzeugen angeht. Es ist immer sehr interessant und persönlichkeitsgeprägt, was sie sagen, aber wenn man sich objektiv informieren will über die Geschehnisse jener Zeit, muss man schon wissenschaftliche Werke lesen, die unbeeinflusst vom Nazigeist sind. Ein sehr brutal realistisches Bild, das aber auch nicht umfassend über den Krieg berichtet, ist der Roman "Stalingrad". Sehr zu empfehlen, wenn man etwas über Krieg im allgemeinen und speziell zu Stalingrad wissen will.
Angelika
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