#Xinjiang­Police­Files: Die Spur zu den Lagern

Zum ersten Mal belegen Bilder aus Xinjiang, wie China mit der Minderheit der Uiguren umgeht. Die Daten stammen von einer anonymen Quelle. Das internationale Reporterteam hat den Datensatz aufwendig geprüft, von Satellitenbildern bis hin zu Anrufen bei Polizisten.

Als Abdurahman Hasan das Interview beginnt, weiß er noch nicht, was in Zeile 9001 der Excel-Tabelle steht. Die dort enthaltene Information ist dürftig, aber in seinem Fall der Unterschied zwischen Leben und Tod. Hasan geht davon aus, dass seine Frau gestorben ist. Wiederholt habe er im Jahr 2017 Gerüchte gehört, dass Tunisagül Nurmemet in einem chinesischen Internierungslager zu Tode gefoltert worden sei. Offizielle Antworten bekommt er keine, nur Drohungen. Polizisten zwingen seinen Bruder, ihn anzurufen und anzubetteln, er solle doch bitte nicht länger mit Journalisten reden. Wenn Abdurahman Hasan über seine Frau spricht, dann in der Vergangenheitsform: „Sie war ein 22 Jahre alter, gesunder Mensch“.

Hasan, der nun in einem Asylbewerberheim in den Niederlanden lebt, sieht in der Excel-Tabelle neben dem Namen seiner Frau auch ihre frühere Wohnadresse. Er bestätigt den Reportern, dass diese stimmt. Außerdem dokumentiert ist ihre vom chinesischen Staat vergebene Identifikationsnummer, ihr Geburtsdatum und: ihr angebliches Verbrechen. Sie habe eine Menschenmenge versammelt, um die öffentliche Ordnung zu stören. Sie soll also eine Demonstration organisiert haben. In Deutschland eines der wichtigsten Grundrechte, in China wird Tunisagül Nurmemet für 16 Jahre inhaftiert.

„16 Jahre Gefängnis?“, fragt Abdurahman Hasan aufgebracht. Das Leben seiner Frau habe sich um ihre Familie gedreht, sie besuche nur Verwandte und habe kein großes, soziales Umfeld gehabt. Wie solle sie da eine Menschenmenge mobilisiert haben? „Sie hat kein Verbrechen begangen außer dem, geboren worden zu sein. So eine Frau zu verurteilen zeigt nur, wie brutal die Chinesen vorgehen“, sagt Abdurahman Hasan.
Dann sieht er ein Foto seiner Frau.

Weiterlesen:

https://interaktiv.br.de/xinjiang-police..._eid=7a83bdcc66