Krähenflügel
Auf der Fensterscheibe dunklem Glas
Seh ich dich fahren, und ich sehe
Schneekahle Äcker und verbranntes Gras
Und überm Bahndamm schwarz die Krähen
Die stumm, wir hören ihre Schreie nicht
Den Winterhimmel kreuzen überm Hügel
Und es streift ein Krähenflügel
Auf der Fensterscheibe dein Gesicht
Volker von Törne
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Preislied auf den Schnee
Nicht den Schnee – das Schneien will ich singen.
Schneien: reine Tätigkeit der Ruh.
Deinem friedlich füsternden Vollbringen
sieht ein einsames Erinnern zu.
Eingehüllt in lauter leise Nähe
ist die wehe Weite nicht mehr weit.
Blindes Fenster spricht: mir ist, ich sehe
nichts, mich selber, alles, und vergehe
schneiend, schneegeworden, schneeverschneit.
Peter Gan
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Winter
Leise,
wie wider meinen Willen
fallen Flocken
Schnee zu Boden.
Leise,
wie wider meinen Willen
falle ich
zu Boden.
Albert Ehrenstein
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Die Einsamkeit der Schneeflocke?
Jede ist verurteilt, allein durch die Wolken zu schneien.
Zitat aus dem Roman "Winterjahrbuch" von Jan Wilm
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Zweizahn und Männertreu haben auf meiner Terrasse durchgehend geblüht, verhalten zwar, aber immerhin. Da war wirklich nicht viel Winter, wie an diesem Faden unschwer zu erkennen ist. Da brauchts's kein "Winter ade".
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Ein Lied hinterm Ofen zu singen
Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund, ist er's;
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs
und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an
und läßt's vorher nicht wärmen
und spottet über Fluß im Zahn
und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn's Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich' und Seen krachen;
das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
dann will er sich tot lachen. –
Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
So ist' er denn bald dort, bald hier,
gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.
Matthias Claudius
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Mit der Wintersonnwende, die uns den kürzesten Tag des Jahres beschert, hat der kalendarische Winter begonnen.
Paul McCartney hat ihm einen, wie ich finde, wunderschönen Empfang bereitet:
Winter Bird / When Winter Comes
https://www.youtube.com/watch?v=8MnHkXcqvJ8
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Das Haus steckt seine Hände in die Manteltaschen
Das Haus steckt seine Hände in die Manteltaschen.
Es weiß Bescheid,
zu vieles ist geschehen.
Der Winter kann es nicht mehr überraschen,
doch Er geht um,
es hat ihn schleichen sehen.
Die Straße rückt zusammen, sich zu stützen.
Der leise Schritt,
die kalte Hand,
sind ihr ein Graus.
Die Straße weiß, alles Stützen wird nichts nützen.
Die Hände in den Taschen steht das Haus.
scrabblix
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Klasse, Lotte.
In deinen Zeilen steckt mehr drin, als der erste Blick entlocken kann.
Der unaufhaltsame Lauf mit dem alle Dinge geschehen, die Endlichkeit von allem was einmal stark und fest war,
und der Blick auf den kalten Winter, welcher nicht mehr überraschen kann...
Gefällt mir!
Jonny
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Du hast richtig hingeschaut, Jonny, da steckt mehr drin. In den letzten acht Häusern unserer kleinen Straße gab es in den letzten zwei Jahren acht Todesfälle. Da kann man schon Mal auf seltsame Gedanken kommen.
Herzlichen Dank dir für's Gefallen finden!
Liebe Lottegrüße
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Schneestaub
Die Art wie auf mich
Eine Krähe heut
Von der Schierlingstanne
Schneestaub gestreut,
Hat unverhofft
Mein Herz erfreut
An einem Tag
Den ich schon bereut.
Robert Frost
(Übers. von Herrmann Claudius)
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An den Januar
Was bist du für ein Winter?
Dein Grau erstickt.
Komm, gib der Welt ein Lachen,
von dir gestrickt.
So könnte sie sich wärmen
an deiner Pracht.
Und würde nicht verhärmen,
weil keiner lacht.
So seltsam sind die Zeiten.
Schick Licht und Schnee!
Schau, Freude zu bereiten,
tut gar nicht weh.
scrabblix
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Das Quellen am weichen Montag im Winter
Etwas quillt am Montag mitten aus
einer großen Dunkelheit heraus.
Später quillt es im Laternenschein
wieder in die Dunkelheit hinein.
Dann, um dieses Quellen fortzuführen,
quillt es aus den Fenstern, aus den Türen.
Während wir von diesem Quellen reden,
quillt es weich heraus aus den Tapeten.
Danach quillt es aus den Mauerritzen,
jetzt am schwarzen Motang , aus den Schlitzen,
aus den Wannen aus den Abwaschbecken,
aus den Ecken, aus den Zimmerdecken,
aus den Schränken, aus den Hosentaschen,
aus den Hosenbeinen, den Gamaschen,
aus den dunklen Mänteln, aus den Hüten,
aus den Koffern, aus den Einkaufstüten,
aus den Schüsseln, aus den Suppentöpfen,
aus den Kübeln quillt es, aus den Köpfen,
aus den beiden Ohren, aus dem Mund,
aus den Augen, aus den Augen und
aus den dunklen Löchern, aus den hellen,
aus den hellen Löchern und den schnellen
auf und zugezogenen Lamellen.
Ach es ist ein Quellen und ein Quellen.
Ror Wolf
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Zitat von scrabblix im Beitrag #83
Das Haus steckt seine Hände in die Manteltaschen
Das Haus steckt seine Hände in die Manteltaschen.
Es weiß Bescheid,
zu vieles ist geschehen.
Der Winter kann es nicht mehr überraschen,
doch Er geht um,
es hat ihn schleichen sehen.
Die Straße rückt zusammen, sich zu stützen.
Der leise Schritt,
die kalte Hand,
sind ihr ein Graus.
Die Straße weiß, alles Stützen wird nichts nützen.
Die Hände in den Taschen steht das Haus.
scrabblix
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ich finde es echt klasse, dass du es klasse findest, Jörn!
Lieben Dank, dir!
Liebe Lottegrüße
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