Eher: Veraltetes von der Praktikantin.
Ich schrieb an dieser Stelle schon einmal über sie. Erinnert sich noch wer?
Sie sprach leicht obsessiv dieses drüsenüberfunktionale Döspaddel in mir an, welches einfach nicht kapieren will, dass es nun in einem abwrackenden Dampfer beheimatet ist.
Erstens war sie gar keine Praktikantin, sondern absolvierte eine verkürzte Ausbildung zur Gesellin. Zweitens war sie wirklich nett und zum Anbeißen. Drittens allerdings total unfähig eigenständig zu arbeiten, weswegen sie auch nicht übernommen wurde. Viertens war da bei ihr noch so ein vager, romantischer Drang in Richtung meiner Hobbys, und deswegen stand sie plötzlich vor meiner Tür und wollte auch Künstlerin werden, woraufhin ich ihr die traurige Mitteilung machen musste, dass ich gar kein Künstler sei, nur um sofort los zu plappern (Hübsche Frauen wirken immer so auf mich):
„KommReinSetzDichTrinkNenKaffee.“ Sie tat wie geheißen. Und also hub ich an etwas langsamer zu sprechen:
„Ich bin kein Künstler! Künstler ist man nämlich nicht locker und mal ganz so nebenbei. Künstler ist eine Seinsweise, welcher alles andere untergeordnet wird: Sozialer Status, Freunde, Familie, Geld, ja, und häufig, meistens sogar, der Erfolg. Viele fühlen sich berufen, doch wenige ... usw. Diese Wenigen werden manchmal berühmt und können von ihrer Kunst leben – und dann handelt es auch nur noch um einen Job wie jeder andere. Klar?
'Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit' meinte, möglicher Weise Karl Valentin. Ich persönlich kenne übrigens zwei bis drei echte Künstler und jede Menge Ex-Kunst-Studenten/Studentinnen, - noch aus Bielefeld und weil dort eine Werkkunstschule steht. Dieser Nachwuchs übte und schaffte bis zu 10 Stunden am Tag, - ohne Garantie! Als 'Künstler in spe' waren sie bemüht, die Dinge von hinter der Leinwand nach vorne, auf die Leinwand zu zerren, zu malen, zu singen, zu komponieren oder auf Instrumenten zu spielen, zu dichten, in Marmor zu meißeln, zu tanzen und all so nutzlose Sachen, wenn ich mal eines meiner Lieblingsmetapher zitieren darf. Oft stellten sie gefrustet fest, dass sie zu wenig Talent haben, sondern nur einen Traum hatten. Und die Berufenen ernüchtern auch ziemlich häufig und erkennen, dass der Traum irgendwie schöner war als seine Erfüllung. Und dass man außerdem in einem anerkannten, ordentlichen Beruf mehr Geld verdienen kann und auch Anerkennung.
Ich bin kein Künstler! Dafür fehlt mir die Hingabe, der Wille, die Ausschließlichkeit, ja, meinetwegen auch die Leidenschaft oder der Fanatismus. Ich bin eher Mörder: Ich schlage nur Zeit tot! Übrigens musst Du mindestens 10.000 Stunden frustrierende Mühen ertragen, bevor Du mit Deiner 'Kunst' auf's Publikum jenseits des privaten, meist wohlwollend kommentierenden Bekanntenkreis zielen solltest. Bei Klavier ist es noch schlimmer. Ich glaube 50.000 Stunden, sonst wirst Du ausgelacht.“
Bestimmt hat sie meine Rede genau so beeindruckt, wie sie mich meinerzeit beeindruckt hätte: Rauschen wie von Wasser als ignorierbares Hintergrundgeräusch. Jedenfalls bezweifle ich, dass sich ihre Ohren die Mühe machten, das Hirn über den Inhalt informierten.
Wisst Ihr, das Mädchen besaß nicht nur ein einladendes Gesicht, sondern auch ausladende Beulen an den dafür vorgesehenen Stellen, jeder Michelangelo hätte sofort nach Pinsel und viel rosa Farbe gegriffen, oder auch zu Hammer und Meißel. Das stellte ich, natürlich ohne nachzugucken, ganz wie nebenbei, fest, als sie sich letzten Sommer im Garten meiner … äh … Lebensabschnittnichtgefährtin? ziemlich unbefangen der leicht Form kaschierenden Arbeitsklotten entledigte und Zivil anzog, - äußerst schicklich übrigens und mit Top. Vielleicht hatte sie wirklich keine Ahnung, wie Männer gottgegebener Weise nun mal funzen, obwohl; mit 21 Jahren sollte man schon etwas von dieser Welt und seinen putzigen Bewohnern mitbekommen haben. Aber der gehässigere Teil in mir, dieses kleine grüne Männchen mit Hörnern in meinem Kopf, meinte nur hämisch: „Die hält dich für harmlos. Was für eine Beleidigung!“
Nun ist sie schon seit Monaten weg und ich hatte kein bisschen gefragt, ob sie vielleicht Lust hätte, mir Modell zu stehen. Ist bestimmt auch besser so.
Ich wünsche ihr alles Gute und möge sie herausfinden, was ihr Ding ist. Doch das kleine grüne Männchen meint welterfahren und entsprechend zynisch: Aus diesen Appetithappen vom Lande werden aber meistens nach nur einer Handvoll Jahren stinknormale Hausfrauen mit Kindern und langweiligem Mann, die heimlich bedauern.
Muss es doch auch geben!
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Du hast also wirklich dieses Referat über Kunst gehalten, während die Praktikantin den Kaffee trank, damit sie nicht einschlief?
Sie klingelt bei dir unter einem Vorwand, ist bei dir zu Haus, sitzt auf dem Sofa, trinkt Kaffee, wartet geduldig bis zu der Stelle, an der du den Pinsel erwähnst – und du meinst den zum Malen?
Und du sagst ihr, du bist kein Künstler, erzählst von 10000 Klavierstunden, zitierst nicht Schopenhauer oder Nietsche, erzählst nichts von den künstlerischen Tätigkeiten, die dir so bei ihrem Anblick vorschweben?
Und dann wünschst du deiner Künstlerabschnittsgefährtin alles Gute?
Muahahahaha!
Du wirst alt, Karl Ludwig. Hat dich nicht noch neulich deine ..äh.. als Bezirksbesamer tituliert?
Meine Fresse, Karl Ludwig, was hat man dir angetan?
Und sie ist gar nicht wieder gekommen? Na sowas aber auch. Du hattest doch sicher noch ein Referat auf Lager über Altersweisheit beim Anblick bimmelnder Glocken? Nicht?
Das war wirklich einer deiner besten Geschichten.
Ich hab mich jedenfalls kaputt gelacht.
Sirius
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Ach ja. Die leckere Praktikantin war wirklich ein gutes Beispiel für Jugend, Naivität und Schönheit als Antithese zur Wirklichkeit, welche sich offenbar nicht entscheiden kann, ob sie nun nur gemein sein will oder bloß ganz grässlich.
Wisst Ihr, ich habe in meiner aktiven Zeit um die 80 Frauen/Mädchen näher kennen gelernt, das schreibe ich nicht, um anzugeben, sondern weil ich auf ein Paradoxon hinweisen will. (Ich hatte mir mal die Mühe gemacht, alle diesbezüglich nette Damen zu listen, um das Normalmaß zu ermitteln, wobei mein Eichstab natürlich als Referenz diente) Also: Wenn sich jeder Mann im Laufe seines Lebens durchschnittlich mit zwischen 50 und 100 Tanten wollüstig durcheinander wühlt, so kann es logischer Weise umgekehrt nicht viel anders sein.
Kurz nachgerechnet. Stimmt!
Warum also geben unsere Euronormtanten nie mehr als zwei bis drei zu?
Dann tat ich etwas, was ich sonst immer bemüht bin zu vermeiden: Ich befragte das Internet: Mit wie vielen Menschen hat der Mensch durchschnittlich im Laufe seines Lebens Geschlechtsverkehr?
Und dort stand die nackte Wahrheit: Der durchschnittliche Deutsche hat im Leben etwa 5,8 Sexualpartner. ... Nur vier Prozent haben über 50 Sexpartner im Leben ...
Das kann ich kaum glauben. Sechs mal Sex mit einer Neuen, bzw. einem Neuen? Macht ja PiMalPampusEinsKommaZwoStück Feindgeschlecht in 10 Jahren. Da lügt doch wer.
Außerdem ist das völlig unwichtig angesichts der Tatsache, dass die Praktikantin angeblich lesbisch war. Aber vielleicht hielt sie sich mit dieser Fama auch nur die ortstypisch-ländlichen Jungbullen vom Leib. Ich kann da leider oder Gottseidank auf keine Empirie zurück greifen.
Aber wenn dem so sein sollte: Was für ein Verlust für die Männerwelt. Verstehen kann ich es ja. Ich fühle mich zum Blick auf die Ästhetik der Frauen auch mehr hingezogen als Richtung verweilenden Blick auf nackige Männer.
„Sex ist und bleibt mehr als nur das bloße Zusammentreffen zweier Körper, sondern beinhaltet für viele Menschen auch emotionale Komponenten.“ Genau so stand es zusätzlich im Internet. Muss ich mir endlich mal merken.
Merke: Ich habe in diesem Eigenkommentar nicht ein einziges Mal über die Zumutungen des Alterns gejammert.
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Du leidest eben still, Karle...
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Oh nein, was für eine Enttäuschung. Ich dachte schon, sie sei zurückgekommen. Aber Sirius hat schon recht, Karl-Ludwig- das war nicht gerade deine beste Leistung als Gastgeber.
Also bevor ich (temporär) keusch wurde, gab ich auch nur einen Bruchteil von dem zu, was wirklich war. Das gestehe ich hiermit. Aber manches vergisst man halt ganz schnell am besten auch wieder.
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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