Heute Morgen um 7.00 Uhr hämmert es an meiner Tür und als ich diese in geharnischter Brüllaffenbereitschaft aufreiße, steht da kein Zeuge Jehovas. Nee, der Typ wirkt viel zu hip mit seiner umgedrehten Baseballkappe und den Sneekers (Mit Spikes). Ja, er käme von Google und ich möge doch bitte hier, hier und HIER unterschreiben.
„Moment mal. Es ist Sonntag.“
„Das Böse schläft nie, also muss das Gute auch stets wachen. Wir sind die Guten. Klar? Ach ja, die Kontonummer bleibt doch die selbe? Und sind sie immer noch mit ihrem, hä-hä, Pestomonster liiert?“
„Wozu braucht ihr denn überhaupt noch meine Einwilligung?“
„Vorschrift!“
„Ach sooo?“
Der Jünger aus dem Silikonwälligeisterreich aber hub an zu redesalbeiern: „Nun, das würde unsere Arbeit im Sinne einer glücklichen Zukunft Für Alle enorm erleichtern. Damit wäre es offiziell und könnte problemlos bei einem Gerichtsverfahren verwendet werden. Manchmal stellen sich die Richter nämlich noch recht rückständig an, wenn es um elektronisch gesammelte Erkenntnisse geht. Menschenrecht auf Privatsphäre und ähnlich anachronistisch-archaisch-anarchistische Relikte einer Google-sei-Lob-Vergangenheit voller Missverständnisse und Pein. Im Vertrauen gesagt, es macht uns schon etwas misstrauisch, wenn jemand weder bei Facebook aushängt noch andere Soziale Netzwerke nutzt. So jemand hat doch etwas zu verbergen, ja, so denken meine Vorgesetzten auch. Und dann noch: Kein Handy, jedenfalls nicht eingeschaltet. Kein Fernseher. Kein intelligenter Kühlschrank oder wenigstens eine Kalorienapps. Ihr Name ist weder bei E-Bay noch beim Pizzaservice registriert. Nur in einem kleinen Nörgelforum geben sie manchmal etwas Preis – und das ist immer bloß geschönt, so was interessiert uns überhaupt nicht. Durch ihr Verhalten bremsen sie die Zukunft aus und im Übrigen gibt es zur Zeit schon eine passende Gesetzesvorlage, welche nächste Woche verabschiedet werden soll. Ersparen sie sich den Ärger und unterschreiben sie endlich, wir stellen auch gratis ein Virenprogramm zur Verfügung, welches sicher stellt, dass keine Unbefugten ...“
Natürlich habe ich sofort unterschrieben. Meint Ihr etwa, ich will weiterhin halb illegal rum laufen? Was ich allerdings mit der Benzintankfüllmengekontrollierapps anfangen soll, die als Bonus mit dem Antivirenprogramm zusammen aufgespielt wurde …
Lässt sich auch nicht mehr löschen. Genau so wenig wie das tolle Antivirenprogramm. Und ständig gibt mein Rechner Alarm, weil ich ohne Routenplaner auf einer Mofa, die ich nicht besitze, mit leerem Tank irgendwo nicht hin fahre. Und meine Meinung wird auch manipuliert. Ich darf noch nicht einmal mehr Schei …
(Rest zensiert. Wie werden uns bald an Sie wenden. Ihr Googlepsychoteam)
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ich grübel noch, ob es überhaupt eine Satire ist. Aber wie auch immer, ich habe gelacht, dein Text hat Sauspaß gemacht, Karl-Ludwig!
Sirius
Reset the World!
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Es kann nicht mehr lange dauern, dann ist diese Satire keine Satire mehr, sondern ein Zustandsbericht. Alles nur eine Frage der Zeit.
Ob du dich allerdings dann noch traust, Karl Ludwig, deine gelungenen Zeilen ins Netz zu stellen, mag bezweifelt werden.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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