Preisgekröntes Debüt "Lincoln im Bardo": Der Tod riecht nach wilden Zwiebeln
Der Sohn von Abraham Lincoln ist verstorben - aber irgendwie doch nicht ganz: Mit seinem Roman über die Vorhölle gelingt Booker-Prize-Gewinner George Saunders eine tragikomische Vater-Sohn-Geschichte.
Es riecht immer stärker nach wilden Zwiebeln. Es liegt an Willie. Höchste Zeit für ihn zu gehen, finden die anderen. Endgültig. Wilder-Zwiebel-Duft, Zeichen des Übergangs. Denn William Wallace Lincoln ist tot. Aber noch nicht im Jenseits angekommen. Er hängt hier fest, im Leben nach dem Tod. Der Präsidentensohn mit der Stirntolle war elf, dann kam 1862 der Typhus, das Ende. Und nun stinkt er so langsam.
Die drei, die ihn dort, gefangen im Transit, wie Anstandsherren begleiten, hängen selbst im Schattenreich fest: Roger Bevins III, der merkte, dass er Männer liebt, und sich verzweifelt die Pulsadern aufschnitt. Hans Vollman, ein ältlicher Herr, der just dann von einem Balken erschlagen wurde, als er an seine junge Gattin dachte - und nun permanent mit steifem Schwanz herumlaufen muss, mitunter etwas unpraktisch. Und Reverend Everly Thomas, der mit 80 starb und als einziger weiß, dass das Schlimmste noch kommt.
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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/l...-a-1207578.html
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