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RE: Helfen oder nicht?

#1 von Karl Ludwig , 08.07.2018 07:42

Es gibt ja die unterschiedlichsten Stoffe, an welche man sich gewöhnen kann. Das fängt bei manchen Leuten schon bei einem weichen Frühstücksei an. Denen kann man echt den ganzen Tag versauen, indem man die Eier etwas vorkocht.

Andere zünden sich als erstes eine Zigarette an wenn sie erwachen, oft auch aus einem alkoholbedingten Koma. Ich selber bin ohne Morgenkaffee in einem überdimensionierten Pott kein echter Mensch. Eine Zigarette brauche ich nicht, - ich schnorchel Kiffkram aus dem Papprohr, bis mir alles egal wird. Oder ich hoppel durch die Gärten und klaue Schlafmohn für einen Hammertee. Allerdings dieses Jahr nur ein einziges Mal. So ein Tee hält mehrere Tage an, einige davon sind leider etwas unbequemer, wenn der Dreck wieder raus gespült wird.

Gemessen an anderen Fehlern die ich begehen könnte sind das lässliche Sünden. Und diese anderen Fehler kenne ich auch zur Genüge, selbst wenn ich den fast katastrophenfreien Umgang inzwischen aus dem f.f. beherrsche: Einfach Nichts tun. Das ist der ganze Trick dabei. Und Nichts zu tun sollte doch wohl jedem gelingen.

Deswegen gelte ich bei vielen unter den weitgehendst Giftfreien auch als Experte in Sachen Suchtbekämpfung. An manchen Stellen allerdings weiß ich auch nicht so richtig:

Der Neffe eines, na, meinetwegen, Freundes ist ein Junkie, sein Vater Familientherapeut mit beeindruckender Visitenkarte, die Mutter auch so etwas Ähnliches. Nun ist der Junge über 40 Jahre alt und seine Eltern zahlen für Sünden, die sie vermutlich nie begangen haben. Es zerreißt sie förmlich. Ich sehe es seitdem ich sie kenne. Es sind sehr nette Menschen die trotzdem an den Sinn ihrer Berufe glauben.

Was soll ich dem erzählen? Vielleicht: Hör mal, ich finde du hast es deinen Eltern ausreichend zurückgezahlt, was immer sie dir auch angetan haben mögen, nämlich dich zu lieben wie doof. Oder: Solange du jemanden hast, der zu dir hält, musst du es ja nicht selber. Und klar, die Gesellschaft hat natürlich auch Schuld. Mensch Junge! Entscheide dich, leben oder sterben, aber hör auf mit damit deine Mitmenschen zu quälen. Dein Anblick macht mich zornig.

Ich sehe in ihm etwas, das ich auch hätte werden können, wenn ich nicht so ein unrealistisches Idealbild von mir vor den inneren Augen gehabt hätte. Ich finde den Typen schlichtweg zum Kotzen. Ein jämmerliches Weichei und mit inzwischen entsprechender Blödheit, die sich bei allen Suchtbolzen über kurz oder lang, oft mehr über sehr kurz, einstellt. Fast jeden Monat rafft es einen hin, den ich kenne. Die meisten saufen sich zu Tode, manche begehen Selbstmord – ich kann ihrem Andenken nur hinterherschnorcheln.

Vor über 30 Jahren ungefähr bin ich mit diesem Schlappschwanz einmal in meine Stammkneipe gegangen. Damals war er ein niedliches Kerlchen und wirkte auf die Fräuleins. Zwei Jahre später bekam er eine langjährige Gefängnisstrafe verpasst, weil er ein kleines Mädchen tot gefixt hatte. Ob er den Knast mit Würde überstand kann ich mir nicht vorstellen, aber über das Wie möchte ich nicht spekulieren.

Vielleicht war es bei mir die Gnade der Geburt in Bielefeld. Das muss es gewesen sein. Wir Westfalen sind nämlich mit einer Krankheit geschlagen, die sich 'Verdammte Sturheit' nennt. Diese Eigenschaft ist nicht jedem in die Wiege gelegt, oft stammen diese Fehlfarben ja aus Berlin oder anderen Sonderzonen wie Bayern.

Soll ich dem Vater raten, dem Sohn nun keine Unterstützung mehr zu gewähren, sondern das Risiko eines vorzeitigen Ablebens einzugehen? Denn solange der Typ nicht selber auf die Idee kommt sich um die Rettung seines Arsches zu kümmern, wird er den bequemsten Weg wählen, das liegt nun mal so in der Natur des Menschen, auch wenn die Bezeichnung Mensch für diesen Sohn (noch) nicht ganz zutreffen sollte.

Warum sollte er sich bemühen, solange er von Sozialarbeitern umringt ist, die ihm die Eigenverantwortung absprechen? Heiler und Helfer, welche die Folgen seines Handeln abschwächen, bis es dennoch demnächst mal wieder knallt.

Nein. Ich breche den Stab! Der Typ ist verloren. Vielleicht rückt ein Schicksalsschlag etwas zurecht, falls er überlebt, doch ich glaube nicht an Wunder.

Andererseits hatte ich selber viele Menschen, die zu mir hielten, wenn ich es übertrieb. Doch so richtig erwachsen, na, auf eine kindische Art und Weise, wurde ich erst, als alle Gönner ausgestorben waren. Als das Leben zurück schlug, ohne Netz und doppelten Boden.

Nein, ich glaube, dass wir Menschen einen Traum von uns selber, …, träumen sollten. Und versuchen müssen, uns diesem Traum von einem wertvollen, heldenhaften, intelligenten, mutigen usw. Idealkonstrukt anzunähern. Natürlich bin ich selber weit von meinen Idealen entfernt, aber diese und der westfälische Betonkopp haben mich bislang gerettet. Vermutlich.

Ich weiß nicht, wie ich auf die unausgesprochene Bitte meines Freundes reagieren soll. Loyalität gehört nämlich auch zu meinen Idealen. Mist!


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RE: Helfen oder nicht?

#2 von Jonny , 08.07.2018 13:51

Das ist eine gute Frage und ein echtes Problem, Karle.
Weil "helfen" manchmal keine Hilfe ist - und im umgekehrtem Sinne ohne Hilfe nicht geholfen wird.
Es gibt Menschen, welche im Tierreich zugrunde gehen würden. Weil sie nicht überlebensfähig sind.
Sie können - oder wollen sich kein Futter suchen, weil sie ja ständig ihr Schüsselchen vorgesetzt bekommen -
oder einfach zu schwach sind.
Und wer mit über 40 Jahren so eine Nülle ist, sich so parasitär ernährt und in den Himmel schießt,
der sollte einfach die Hölle kennenlernen. Ein Ende mit Schrecken ist hier besser als ein Schrecken ohne Ende.
Ich bin auch kein Kind von Traurigkeit, aber jeder sollte seine Grenzen ausloten.
Ich werde (so lange mein Innenleben es mir noch gestattet) meine 0 bis 8 Bier trinken.
Aber wenn ich dieses mir nicht leisten könnte, wenn ich andere nötigen würde;
aus Menschen - Mutter - oder Vaterliebe mir mein Fehlverhalten zu finanzieren - dann sollte mich zeitnah der Teufel holen. Das ist meine Meinung.

Ob es jetzt nur eine Geschichte ist - oder eine Tatsache - ich habe mich gerne damit auseinandergesetzt!
(Auseinandergesetzt...Wird das wirklich zusammengeschrieben???)
Und finde es ist wieder ein sehr lesenswerter Beitrag von dir.

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RE: Helfen oder nicht?

#3 von Jonny , 08.07.2018 14:08

Ach ja - das Frühstücksei sollte bei mir weichgekocht sein. Aber so, dass das gelbe flüssig und das weiße fest ist.
Bei Spiegeleiern, die man ja auch zum Frühstück verzehren hab ich da auch so meine Vorstellungen.
Aber das hatten wir glaub ich schon mal mit Sirius durchsinniert...

 
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RE: Helfen oder nicht?

#4 von Karl Ludwig , 08.07.2018 17:29

Die Geschichte ist echt und Schrecken hat der Blödeimer garantiert auch schon erfahren. Nein, ich will mein Mitgefühl nicht mit hoffnungslosen Fällen teilen, ich brauche es als Reserve für mich.

Und leise summend ab: Du kannst ein Pferd zur Tränke bringen, jedoch nicht zum Trinken zwingen ...

Ist kein schönes Gefühl, jemanden als hoffnungslos abzustempeln. Doch wer überhaupt keinen Idealen nacheifert ist wohl verloren. Und es würde mich freuen, falls ich mich irren sollte. Aber bitte ohne mein Zutun.


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RE: Helfen oder nicht?

#5 von Sirius , 09.07.2018 21:19

Ich bin ein schlechter Ratgeber, ich kann mir ja selbst nicht mal was raten.
Ich stolpere schon über eine harmlose Bemerkung über ein Ei und dass es nicht so schlimm ist, wenn es zu weich oder zu hart ist. Wäre es nämlich schlimm, könnte ich gleich meine zwei Sachen aus dem Karton nehmen..
Wenn ich da bedenke, was ich als nicht schlimm akzeptieren muss, möchte ich mich auch bekiffen.

Von außen kann man sich vielleicht eine Meinung bilden, aber kein Urteil. Ich lasse lieber beides. Karl-Ludwig erlässt sich selbst ja auch seine Sünden, braucht sein Mitleid für sich, und intelligente Eltern könnten auch intelligente Lösungen finden, wenn sie denn wollten.
Für jedes Problem gibt es meistens eine ganz einfache Lösung, wenn sie auch nicht immer bequem für alle Beteiligten ist. Aber die will keiner. Der Himmel soll sich auftun und noch mehr Leute mit ganz vielen Worten schicken, die noch mehr labern.
Anstatt einer, nur einer mal dabei wäre, der sagte nur: Schluss!
Ich wünschte, ich konnte mir das selbst sagen..

Siehst du, Karl-Ludwig, so ist das mit Geschichten und mit menschlichen Problemen: Sofort kommt jeder mit der eigenen Latanei an.

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RE: Helfen oder nicht?

#6 von Karl Ludwig , 10.07.2018 18:41

Ach, dieses 'Nun ist aber Schluss mit dem Unsinn' kenne ich, oft begegnet es mir via Überich gleich mehrmals in einer Woche.

Bislang gewinnt immer noch mein innerer Schweinehund. Ich wüsste auch keinen plausiblen Grund, warum ich mir nicht ab und an den Kopp blöde kiffen sollte, - alle anderen, zentrales Nervensystem beeinflussende Substanzen lasse ich doch weg. Und heute hörte ich im Radio, dass Nikotin KEINE Droge sei, sondern ein 'Genussmittel' lt. höchtrichterlichem Beschluss, - das aber nur mal so ganz nebenbei, falls jemand die passende Frage stellen sollte.

Ich habe angeboten, den Blödmann mal auf den Pott zu setzen, aber so richtig (ich weiß schließlich, wie ein Junkie funzt), was bislang wohl niemand wagte, man könne doch mit Vorhaltungen einen sich positiv abzeichnenden Prozess ..., man soll kleine Erfolge loben ... etc.pp.

Ich hätte den Typen an die Heizung gekettet und nach drei Wochen den Arsch versohlt.

Mein Vorschlag wurde abgelehnt. Gott sei Dank.


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