LILY BRETTS FLUCHTGESCHICHTE: Die Politik des Hasses
Als ich in Australien ankam, war ich ein Flüchtlingskind. In welchem Land würde ich leben? Und was würde vom Deutschsein bleiben? Geschichte einer Migration.
Deutschland, das Land, in dem ich geboren bin, habe ich im Alter von knapp zwei Jahren verlassen. Als ich in Australien ankam, ein Flüchtlingskind, war ich viel zu jung, um zu begreifen, in welchem Land ich nun leben würde und welches Land ich verlassen hatte. Und dennoch wuchs ich in dem Gefühl auf, dass es eine andere Welt geben müsse, eine Welt, mit der ich untrennbar verbunden war, eine Welt, zu der ich gehörte. Verbunden durch Liebe, durch Herkunft, durch die Geschichte? Ich wusste es nicht.
In Australien lebten wir friedlich in einem Land, das mein Vater Max als Paradies bezeichnete. In diesem Paradies arbeitete mein Vater in doppelten Schichten an einer Nähmaschine in einer Fabrik, und meine schöne Mutter Rose, die davon geträumt hatte, Kinderärztin zu werden, arbeitete in einer anderen Fabrik an einer anderen Nähmaschine. Wir wohnten in einem einzigen Zimmer in einem Vorort von Melbourne. Mit vier oder fünf anderen jüdischen Flüchtlingsfamilien teilten wir Küche und Bad.
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