Elly ist weg
Maike Wetzel erzählt umfassend und doch ökonomisch von einer Familienkatastrophe.
Das ist ein hochkonzentrierter, auf Genauigkeit bedachter Roman über das, was nicht passieren darf. In Friedenszeiten kann es einem wie das Allerschlimmste vorkommen. Zeit heile angeblich alle Wunden, heißt es einmal, aber für Judith, Hamid und Ines stehe die Zeit still. Elly ist weg und nicht zu finden.
Die Berliner Schriftstellerin und Drehbuchautorin Maike Wetzel, 1974 in Groß-Gerau geboren und für ihr erstes Romanprojekt 2017 mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet, erzählt davon ökonomisch und aufmerksam. Alles verengt sich ja darauf, dass Elly nicht mehr da ist, aber es gibt andererseits nichts mehr dazu zu sagen. Elly ist elf gewesen, sie war mit dem Fahrrad unterwegs zum Judo. Leute haben sie an einer Kreuzung noch gesehen. Die Jahre vergehen. Das Leben, das anders als die – auch im Buch wie übereinandergelagerte, erstarrte – Zeit weiterläuft, wird zu einer zweiten, unwichtigen Tonspur. „Das Schweigen gehört zu meiner Familie. Es ist schwer zu beschreiben, es zu fassen zu kriegen, denn das Schweigen besteht nicht aus Stille. Meine Eltern und ich reden über dies und das. Dazwischen fällt eine Wahrheit. Sie fällt tief. Kein Satz fängt sie auf.“
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