Wir werden eines Tages nicht mehr sein..
Wir werden eines Tages nicht mehr sein,
Die Zeit fährt sorgsam ihre Ernte ein,
Und doch: Das Meer schlägt weiter an den Stein,
Im Tau des Morgens atmet unser Hain.
Der Tag erhebt sich, lichtblau, wolkenleer,
Und strahlt. Der Abend kommt und groß und schwer
Versinkt der rote Sonnenball ins Meer,
In unabänderlicher Wiederkehr.
Hier aber werden andre Menschen gehn,
Vom alten Pfad aufs Meer hinuntersehn,
An den Ufern stehn, der Wald wird dunkel und
Dieser Wind wird immer noch ruhlos wehn.
Wie heute wogt das Meer in jener Zeit,
Wie unser Schmerz vergeht ein fremdes Leid,
Wie gestern fällt ein hartes Wort im Streit,
Wie heute hauchen Lippen Zärtlichkeit.
Zwei Menschen gehn, des eines Schritt ist müd,
Ein Herz brennt heiß dem andern, das verglüht,
Sie gehn so ohne Glück wie wir, bemüht,
den Farn zu sehn zur Stunde, da er blüht.
Antanas Venclova
Aus dem Litauischen von Waldemar Dege
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