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RE: Markomannen, Quaden und Awaren

#1 von Karl Ludwig , 04.10.2018 13:43

Ich stamme aus Bielefeld. Dort wurde früher um diese Jahreszeit Flachs geerntet und Westfälischer Schinken aus toten Schweinen hergestellt. Das zusammen ergab noch lange keinen besonderen Grund großartig zu feiern. Die Vorgeborenen haben schwitzend und bei oft miesem Wetter den Flachs gerauft. Abends wurde am Sauerkraut gemümmelt und anderes Gottgefälliges wohl getan.

Die Zeiten haben sich geändert. Heutzutage füllt ein westfälischer Landwirt im Herbst jede Menge Anträge auf Bezuschussung von Schweineschwanzkupiermaschinen aus, verlangt Schadenersatz bei Ernteausfällen wegen Herbstmanövern der Marine, bestellt Lastwagenweise fertigen Schinken aus Polen, beantragt 20 Umwelt- und Ökosiegel und isst nach Feierabend Krautsalat mit Döner vor dem Fernseher.

Ich lebe inzwischen in der Nähe von Hannover. Ich mag keinen Krautsalat und mit diesen Fabrikcevapcici könnt Ihr mich jagen. Und für das, was hier als Döner verkauft wird, würde man außerhalb der Touristenzentren in der Türkei gesteinigt. Ich mag auch keine Blasmusik.

Plötzlich aber wie aus bedecktem Himmel ein Gewitter: „Humpa-humpa-humpapa.“ Sofort krümmen sich meine Fußnägel in Richtung gegen diese Töne. Wass'N'Das? Unser dörflicher Schützenverein hat die bescheuerten Uniformen abgelegt und präsentiert sich nun vor der Stadtsparkasse in noch bescheuerteren Lederhosen bzw. Dirndl?

Und was sollen all diese weißblauen Fähnchen? Und warum ist die halbe Feinkostabteilung mit original Wiesenhähnchen, vakuumverpackten Schweinehaxen, Brezel, und anderen Schmankerl verstopft? Daneben steht ein Grabbeltisch mit Kostümen. Ich setze mir einen Hut mit Edelweiß aus Plastik auf und betrachte mich in einer Fensterscheibe. Dann lege ich ihn sorgfältig zurück und begebe mich auf die Suche nach Bratwürsten – finde allerdings auch jede Menge Weischwurscht. Um Gottes Willen, wer isst denn so was? Und welche subkulturellen Kretins trinken wohl Weißbier?

Ich betrachte die Leute, welche sich irgendeinen ausländischen Kram in den Einkaufswagen packen und finde meine Vorurteile bestätigt: Geisteskranke, Monster, Mörder!

Und dann wird mir klar: Die Bayern haben gegen das Völkerrecht verstoßen und ihr Oktoberfest imperialpolitisch exportiert. Deswegen also all diese Maßkrüge in der Haushaltsabteilung. Deswegen der süße Senf, ganz viel Bah aber auch. Deswegen sehe ich einen Dackel im Trachtenlook, ungelogen, bevor sich meine Lider schützend über die Augen senken.

Ich werde nun einen Verein gründen und gegen diese kulturfremde Übernahme kämpfen. Mit Calenberger Pannenslag, Kohl und Bregenwurst. Mit Biersopp, Krabbenbrötchen, Braunschweiger, Brennettelsupp, Buchweizentorte, Doback, Stracke, Harzer Roller, Hering, Aal und Apfelbrand …

Ja, das Alles will ich demnächst völlig edelmütig diesen Bayrischen Saupreiß'n (Markomannen, Quaden und Awaren), nahe bringen. Aber vorher probiere ich unten stehenden Rezepte erst mal selbstlos an mir selber aus.

https://www.spezialitaeten-aus-niedersac...ialitaeten.html


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RE: Markomannen, Quaden und Awaren

#2 von Sirius , 04.10.2018 20:04

Ja, du kommst aus Bielefeld und das ist wahrscheinlich kein Flachs, sondern ernst gemeint.
Trotzdem müssen wir wegen der unsicheren geographischen Lage, deren Identität uns noch nicht zugesichert wurde, auf Barzahlung bestehen.
Es sei denn, Sie sind anschließend in die Gegend Hannover verzogen, dann räumen wir Ihnen zwei Joints Kreditwürdigkeit ein.

Das Oktoberfest haben die hier anwesenden Deppen ebenfalls importiert und belästigen uns werbeunwirksam mit Lederhosen und Dirndl und sonderlichen Exkrementen zum Verzehr.
Ich bin selber Hoch- und Niedersachse und trete deinem Verein bei, verzichte aber auf Blasen- und Bregenwurst, Brenneselsuppe und Buchweizentorte.
Ich brauche was zum Spachteln und keine Medikamente. Auch keine Biersuppe und kein Harzer Roller, aber Grünkohl und Grützwurst und einen doppelten Pharisäer bitte. Kein Korn, meine Leber ist sensibel.

Ich beantrage die Ausweisung aller Bayern, wir könnten dafür über Seehofer sogenannte Zentren errichten lassen. Alterna(t)iv könnten wir sie auch in den Hintern und Gamsbart treten.

Für deinen gelungenen Beitrag erhältst du den goldenen Jodelorden am Rande und die silberne Anstecknadel „Ich-kam-mal-aus-Bielefeld-verzeiht-mir“ verliehen.
Blaskapelle! Tusch! Ab vom Hoff!

Sirius


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RE: Markomannen, Quaden und Awaren

#3 von Karl Ludwig , 05.10.2018 05:25

Die Rezepte klingen fast alle nach Herbst und Winter. Deftig und aus einer Zeit, als es auf Kalorien ankam und kaum jemand die Möglichkeit hatte, wie ein Michelinmännchen auszusehen. Bis auf die reichen Leute natürlich.


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RE: Markomannen, Quaden und Awaren

#4 von Jonny , 05.10.2018 06:49

Herrliche Beiträge von euch, Karle und Sirius!
Und ja, den Bayrische Nationalrausch, den bekommt man auf der Wies`n, sowie im ganzen Bundesland.
Oktoberfest wird ja überall angeboten; in Stuttgart ist es der "Wasen".
Klingt Bayrisch und sieht auch Bayrisch aus.
Aber wie sagt man: Bier in Maßen ist gesund.
Also Prosit - o' zapft is.

Jonny

 
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RE: Markomannen, Quaden und Awaren

#5 von weegee , 06.10.2018 00:12

Junx, wundert euch das? DIE versuchen sogar, einen us-amerikanischen Brauch wie Halloween in Doitschland zu etablieren. Nur damit noch mehr Scheiß verkauft werden kann. Es tummeln sich hier gar nicht erstaunlich viele aufgeklärte Niedersachsen hier bei tacheles, ist mir neulich schon aufgefallen. Das ist der nachhaltige Segen der Reformation! Aber seien wir mal ehrlich: Auch hier gibt es dunkle Ecken: das Oldenburger Münsterland. Da werden noch Protestanten an die Ortsausgangsschilder genagelt. Und der Stoppelmarkt in Vechta ist Oktoberfest für Assis. Die Hybris ehemaliger deutscher Königreiche ist uns deshalb zuwider, weil UNSERES, das von Hannover, nur ca. 50 Jahre Bestand hatte. Bad Langensalza und so. Und: Schaumburg-Lippe, na ja...

Und doch: Wie schön war die Zeit, als wir alle schnapsgetränkt in der Feldmark durch die Gegend boßelten!!!

Und Bielefeld. Mann, ist das gruselig. Selbst das Catering in der Kunsthalle.

Jörn, sturmfest und erdverwachsen


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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