KAREN DUVE ÜBER DROSTE
In die Schulbücher eingehen, das hätte sie nicht gewollt
Karen Duves Romanporträt „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ begleitet Annette von Droste-Hülshoff durch entscheidende Lebensjahre.
Dieses Freifräulein Annette ist ein seltsames Wesen: Stickt nicht, strickt nicht, stattdessen schreibt sie Gedichte, und zwar viel zu abgründige, um sie der Großmutter zum Geburtstag zu schenken. Morgens verschwindet sie mit dem Hammer in den Wald, um Mineralien zu sammeln, und wenn die Männer reden, weiß sie es oft besser und fällt ihnen ungefragt ins Wort. Annette kämpft den ewigen Kampf der klugen Frau, die auf den ihr angeblich zustehenden Platz verwiesen wird, und das meistens von Männern, die deutlich weniger brillant sind als sie. Dieses in den Augen ihrer Zeitgenossen vorlaute Fräulein Nette wird später als Annette von Droste-Hülshoff mit ihrer „Judenbuche“ in den Kanon schulbuchgeeigneter Novellen eingehen, mit der Generationen junger Menschen traktiert und nicht selten gelangweilt werden.
Das hätte sie wohl nicht gewollt. Jedenfalls nicht jene Annette, die in Karen Duves Roman als „Fräulein Nette“ durch drei Sommer hindurch begleitet wird. Es sind entscheidende Jahre in ihrem Leben. Durch ihren Onkel August von Haxthausen, wie die ganze Sippe aus altem westfälischen Adel stammend und mit Landgut, Besitz und schwindenden Einkünften mehr befrachtet als gesegnet, kommt Annette mit einem Rudel Göttinger Studenten in Kontakt und mit denen, die da noch so dranhängen – vor allem den Grimms, den malenden wie den märchensammelnden.
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http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bu...f-15817854.html
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