Die tausend Spielarten von Gewalt
Die junge Amerikanerin Kristen Roupenian wurde mitten in der #MeToo-Debatte mit ihrer Geschichte „Cat Person“ berühmt. Jetzt erscheint ihr erstes Buch, so schneidend und vulgär, dass die Lektüre unendlichen Spaß bereitet.
Wie politische Bewegungen und Gegenwartsliteratur einander befeuern, konnte man sehen, als vor einem Jahr, inmitten der #MeToo-Debatte, die Erzählung „Cat Person“ von Kristen Roupenian erschien: Zwei Monate, nachdem der „New Yorker“ die Recherche von Ronan Farrow mit den Stimmen von dreizehn Weinstein-Anklägerinnen veröffentlicht hatte, brachte das Magazin am 11. Dezember 2017 die Kurzgeschichte der jungen amerikanischen Autorin, Kristen Roupenian, die bis dahin keiner kannte.
„Cat Person“, ihre Erzählung, die eine Antwort auf die notorische Date-Frage („Are you a cat or a dog person?“) als Titel vor sich her trägt, erzählt den Verlauf einer Begegnung von zwei Fremden, Margot und Robert, sie neunzehn, er vierunddreißig, die ein paar Worte im Kino wechseln, einige Wochen hin und her schreiben, sich zweimal treffen und das zweite Mal Sex haben, den Margot eigentlich nicht will, aber trotzdem hat („Es hätte ein Maß an Takt und Sanftmut gebraucht, das sie sich nicht vorstellen konnte, aufzubringen“). Seine postkoitale Handy-Botschaft (Herzchenaugen- mit Delfin-Emoji) beantwortet sie schroff, mit einer Abfuhr voller Tippfehler. Er schreibt ein letztes Mal und offenbart sich nicht erst jetzt in den an Margot gerichteten Imperativen als geläufiger Sexist: „Gib mir deine Telefonnummer“ – „Hör auf rumzualbern und lass uns treffen“ – „Zieh das Ding aus“ – „Ja, o ja, das gefällt dir“ – „Antworte“.
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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...h-15985630.html
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