Die jüdische Komplizin der Nazis
Der „Spiegel“-Autor Takis Würger erzählt in seinem zweiten Roman „Stella“ die Geschichte der jüdischen „Greiferin“ Stella Goldschlag. Das gelingt nur teilweise.
Takis Würger hat ein Pech. Es ist nicht der beste Zeitpunkt für die Veröffentlichung seines Romans. Nur drei Wochen nach dem Bekanntwerden des Betrugsfalls Claas Relotius ist sein zweiter Roman „Stella“ erschienen. Und die Härte der Kritiker (die „Süddeutsche“ titelte mit „Ein Ärgernis, eine Beleidigung, ein Vergehen“) lässt darauf schließen, dass der „Spiegel“-Redakteur Takis Würger auch ein bisschen für die Taten des „Spiegel“-Redakteurs Claas Relotius büßen muss. Denn Würgers Buch kommt zwar bei Weitem nicht an sein Debüt „Der Club“ heran, ist aber so schlecht auch wieder nicht.
Zunächst ist ihm dafür zu danken, dass er sich überhaupt an diese Geschichte gewagt hat, wenn auch vielleicht nicht auf die beste Weise. „Stella“ handelt von der wahren jüdischen „Greiferin“ Stella Goldschlag. Jener Frau, die während des Zweiten Weltkriegs in Berlin geschätzt 3000 Juden an die Nazis verraten und somit in den Tod geschickt hat, um sich selbst vor der Deportation zu schützen. Problematisch ist allerdings, dass der Leser bis zum kurzen Epilog nicht weiß, dass es sich bei Protagonistin Stella, so wie bei den meisten anderen Figuren im Roman, um reale Personen handelt. Ein Hinweis im Klappentext, Jubelzitat von Daniel Kehlmann oder zu Beginn der Geschichte wäre hilfreich gewesen.
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