Fraktur ist (auch) eine Nazi-Schrift
Wir Experten müssen Nachsicht üben, wenn Laien die gebrochenen Schriften mit dem Dritten Reich in Verbindung bringen. Dieser Bezug ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Und er ist absolut richtig: die Nazis haben die Fraktur-Schriften überhöht und als die einzig »wahre deutsche Schrift« propagiert. Nur weil Martin Bormann 1941 ein Rundschreiben verfasste (»Normschrifterlass«), das die »sogenannte gotische Schrift« als »Schwabacher Judenletter« brandmarkte und verbot, können wir die Jahre davor nicht totschweigen. Von 1933 (natürlich auch die Jahrzehnte davor) bis zum Januar 1941 waren die gebrochenen Schriften in unserem Land die beliebtesten. Und wenn man mal davon ausgeht, dass in den 30 Jahren bedeutend mehr Propagandadrucksachen erstellt wurden als in den Kriegsjahren ab 1941, dann ist die große Masse der Nazi-Propaganda mit Frakturschriften gedruckt worden.
Falsch ist jedoch, eine Schrift, die seit dem 16. Jahrhundert die vorherrschende Druckschrift im deut
schsprachigen Raum war, aufgrund ihrer Popularität in den Jahren 1933 bis 1941 als Nazi-Schrift zu bezeichnen.
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