Theodor Fontane ist der Schöpfer grandios zusammengesetzter Wörter
Wer über die Menschenseele sprechen will, muss schon ein paar komplexe Wörter zur Hand haben. Wenn Fontane die Wörter fehlten, schuf er sie sich selber.
Wer hat’s erfunden? Fontane! Das «Begeisterungsgebäude» und die «Sehnsuchtsanwandlung», die «Gemütlichkeitsrangliste» und den «Verklärungsschimmer». Alles Wörter, die sich in Büchern Theodor Fontanes finden und die uns sagen, wie es um die Seele des Menschen steht. Ein Jahr lang wird die Literatur den Dichter ehren. Im Dezember ist sein 200. Geburtstag, und da ist es nur recht, dass die berühmten «Fontane-Blätter» jetzt seinen abenteuerlich langen Wörtern ein Kapitel widmen.
Von der «Generalweltanbrennung» schreibt Fontane im 19. Jahrhundert voll apokalyptischer Ahnung, aber er ist auch sonst ein passabler Prophet. Die «Weltverbesserungsleidenschaft» und die «Menschheitsbeglückungsidee» kommen bei ihm vor, der «Fremdlandsenthusiasmus», die «Guillotinenwirtschaft» und der «Zeitungsleserstandpunkt». Fontane, der Herr mit dem «Schuhbürstenbackenbart» (auch eines seiner Wörter), war ein moderner Medienmensch. Er hat die Journale und die Leser mit einem Stoff beliefert, der ganz aus seiner Zeit kam und doch weit über sie hinausragte.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/theodor-fo...rter-ld.1452360
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