Er stiehlt sein Essen vom Teller
Édouard Louis zeigt in seinem Buch „Wer hat meinen Vater umgebracht“, wie Politik auch töten kann.
Der Franzose Édouard Louis ist 26 Jahre alt. Gerade ist sein drittes Buch auf Deutsch erschienen: „Wer hat meinen Vater umgebracht“. Die Originalausgabe kam bereits im vergangenen Mai heraus. Deshalb hat man in Frankreich sicher gleich verstanden, was es bedeutete, als der Autor Anfang Dezember eine Erklärung verfasste, die er überschrieb: „Wer eine Gelbweste beleidigt, beleidigt meinen Vater.“ Obwohl Vertreter der Bewegung wegen Homophobie und Rassismus in der Kritik standen, verteidigte er sie: „Weil sie etwas Richtiges, Dringendes, Radikales verkörpert. Weil sie endlich die Gesichter und Stimmen sichtbar und vernehmbar macht, die normalerweise in die Unsichtbarkeit gebannt werden.“
Und das ist es, was Édouard Louis selbst macht. So jung er auch ist, hat Édouard Louis sich schon den Rang eines bedeutenden Autors erschrieben. Was er in einen dringlichen Rhythmus kleidet, tut weh. Erzählte er zunächst, 2014, „Das Ende von Eddy“, also das Ende des Jungen Eddy Bellegueule, der er einst war, wegen seiner Homosexualität schon als Jugendlicher gemobbt, schrieb er in dem Roman „Im Herzen der Gewalt“ davon, wie er sich selbst unter dem Eindruck eines Missbrauchs- und Mordversuchs veränderte. Wo andere aus Scham und Machtlosigkeit schweigen, durchläuft Édouard Louis die Qualen noch einmal, um die Muster aufzubrechen: Man kann einen Fremden dafür beschuldigen, was er getan hat, ohne dadurch xenophob zu sein. Man muss benennen, wer wem gegenüber Gewalt ausübt. Louis schaut hinter den Schmerz.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/edoua...r-11487092.html
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