Ihr kennt doch sicher diese Fernsehsendungen, in denen Menschen, die sich aus den Augen verloren haben, auf wundersame Weise wieder zusammenfinden. So ein kleines Wunder ereignete sich auch am Sonntag, und es war fast ganz echt.
Eigentlich sind wir ja alle eine große Familie, die Darsteller der Lindenstraße auf und wir Fans vor dem Bildschirm. Auch bei uns kommt es vor, dass sich mal Menschen aus den Augen verlieren.
So geschah es auch mit Kostas Papanastasiou, einem der großen alten Herren der ersten Stunde. Bis zur Folge 794 hatte er den Panaiotis Sarikakis gemimt, den singenden Wirt des Akropolis. Zu unserem großen Bedauern sagte er damals der Lindenstraße ????? (Lebewohl), um in Georgien humanitäre Hilfe zu leisten. Gastwirt blieb er auch weiterhin, nämlich im legendären Terzo Mondo. Seit Jahren hatte er seinen Fernsehsohn Vasily nicht gesehen, der in Wirklichkeit Hermes Hodolides heißt.
Nun findet ja gerade die IFA statt, und ein paar Lindenstraße-Schauspieler geben täglich Autogramm-Stunden. Nicht zufällig trafen wir uns just an diesem Wochenende auch zum Berliner Lindenstraße-Stammtisch im Terzo Mondo. Am nächsten Tag würden wieder drei Schauspieler Interviews und Autogramme geben, nämlich Cosima Viola, Philipp Neubauer und - Hermes Hodolides! Beschwingt vom Ouzo beschlossen wir kurzerhand, Fernsehvater und –sohn wieder zusammenzuführen.
Gesagt, getan. Für Sonntag um zwölf Uhr Mittag verabredeten wir uns mit Kostas und fuhren mit dem Taxi zum Messegelände. Wir nahmen ihn in unsere Mitte und marschierten zum Stand der ARD. Kostas, unvergessen, stand in der Menge der Wartenden und musste viele Autogramme geben. Wir überzeugten die Security, Kostas durch die Absperrung nach vorn zu lassen.
Das war eine Überraschung, als sich Kostas und Hermes plötzlich gegenüberstanden! Die Schauspieler strahlten übers ganze Gesicht, und bei uns Fans flossen die Tränen. Kostas, auch "der Zeus vom Savignyplatz" genannt, durfte kurz zwischen den anderen Schauspielern Platz nehmen und thronte da auf dem Stuhl wie ein König - der König unserer Herzen!
Danach saßen die beiden noch eine Weile beim Kaffee beisammen, den zwei freundliche Damen im Sixties-Look an einem Stand servierten, und hatten sich viel zu erzählen, wovon wir leider nix verstanden. Wir waren ohnehin damit beschäftigt, Autogrammjäger abzuhalten. Leider verkannte ich eine Mitarbeiterin der ARD und stauchte sie zusammen, aber sie nahm meine Entschuldigung an. Dann musste Hermes weg, weil seine Familie bereits wartete.
Kostas hatte es nun auch eilig, an die frische Luft zu kommen, ich ebenfalls, weil unsere Lungen piepten. Also trat unser Grüppchen den Heimweg an. Kostas machte den zwei hübschen Hostessen am Ausgang noch ein paar Komplimente, und raus ging es in den Sonnenschein zum Rauchen. "Was für ein herrliches Wetter!", sagte ich. "Ja", sagte Kostas. "Das hat uns heute der liebe Gott geschickt!"
Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.
Joachim Ringelnatz
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