Immobilien verhökern mit der Bahn
Von Winfried Wolf
Was die Bahnreform des Jahres 1994 mit der Mietenexplosion 2019 zu tun hat? "Abgefahren" klärt auf, wie günstiger Wohnraum plötzlich in den Händen von Heuschrecken wie der Vonovia landete. Das Buch erscheint im Oktober – Kontext veröffentlicht ein Kapitel exklusiv vorab.
Die Eisenbahn in Deutschland war es seit mehr als 150 Jahren und die Deutsche Bahn ist es auch heute noch: der größte Immobilienbesitzer im Land. Dabei hat die Deutsche Bahn AG seit 1994 Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Euro verkauft und auf diese Weise Gewinne erzielt, was mit der Bahnreform nie beabsichtigt war. Zum Zeitpunkt der Bahnreform zählten zum Bahneigentum rund 160 000 Hektar Fläche. Schätzungen gehen davon aus, dass das Immobilienvermögen der Bahn zu diesem Zeitpunkt umgerechnet rund 200 Milliarden Euro wert war. Dabei handelt es sich überwiegend um Flächen, auf denen Bahnverkehr stattfindet, die also nicht oder in absehbarer Zeit nicht veräußerbar sind.
Allerdings gab es Mitte der 1990er Jahre bereits viele Areale, auf denen kein Bahnverkehr mehr stattfand, beziehungsweise auf denen er bald darauf eingestellt wurde – unter anderem in Folge der Aufgabe Dutzender innerstädtischer Güterbahnhöfe und des gesamten Postbahnverkehrs. Der beschriebene laufende Abbau von bisher 17 Prozent des Streckennetzes und von vielen Gleisanlagen, der fortgesetzte Verkauf von Bahnhöfen und der Verkauf von mehr als 100 000 Eisenbahnerwohnungen nährten bislang über zweieinhalb Jahrzehnte hinweg die Bodenspekulation in der Republik.
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https://www.kontextwochenzeitung.de/medi...-bahn-6198.html
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