Maren Kames
der balm, der plüsch, der flausch
Wohin schauen, wenn es auf der Erde dunkel ist? Die Autorin Maren Kames hat mit "Luna Luna" eine furiose Ode an den Mond geschrieben. Heller wird dadurch aber nichts.
Der Mond ist Himmels- und Hoffnungskörper zugleich – und viele Poeten haben vor allem dann über das Funkeln am Nachthimmel geschwärmt, wenn ihnen die Tristesse des irdischen Daseins den Blick nach oben nahelegte. Johann Gottfried Herder besingt in seiner Hommage an "Die Nacht" pathetisch die "Sternenreiche, goldgekrönte Göttin / Du, auf deren schwarzen weitem Mantel / Tausend Welten funkeln". Friedrich Hebbel spricht im Angesicht des Himmelszelts von der "Heilige[n] Fülle" und beschreibt, wie "von allen Sternen nieder / Strömt ein wunderbarer Segen". Und in einem Text von Rainer Maria Rilke eröffnet der Blick ins Universum gar die Tür zu einer unbekannten Sphäre. "Vergiss, vergiss, und lass uns jetzt nur dies / erleben, wie die Sterne durch geklärten / Nachthimmel dringen […] Nun aber lass uns ganz / hinübertreten in die Welt hinein / die monden ist."
Wie aber ergründet man diese Welt, "die monden ist", ein rundes Jahrhundert nach Rilke? Was sieht man am nachtklaren Himmel, wenn die Welt, die nicht monden, sondern welten ist, gerade mal wieder droht, in existenzielle Düsternis zu verfallen?
Das Ich aus Maren Kames' Langgedicht Luna Luna taumelt durch Weite und Dunkelheit. Woher es kommt und wie es ins All geraten ist, erfahren wir nicht. Es ruft nach seiner Mutter, wartet auf den es hoffentlich forttreibenden Wind und fragt sich, wo eigentlich sein Schuh geblieben ist. Was wir zu Beginn vernehmen, sind Ohnmachtsbekundungen eines längst in Auflösung befindlichen Subjekts: "ganz perdu bin ich gewesen, / wirklich ganz schlecht beieinander bin ich gewesen / und alles ist mir also abhanden gekommen".
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https://www.zeit.de/kultur/literatur/201...-luna-luna-buch
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