Korruptionsskandal auf Malta
Bis in die höchsten Kreise
Ein Ex-Minister steht im Verdacht, in einen Mord verwickelt zu sein. Jetzt musste auch der Regierungschef zurücktreten. Was macht das mit Malta?
Ein Artikel von Christian Jakob
Viele haben das Buch unterm Arm, das die Partei gemacht hat. Es heißt „Joseph“ und ist kiloschwer. Sie rufen diesen Namen, dass die Wände wackeln, im sandfarbenen Kordin-Sportkomplex, einer Turnhalle auf einem Hügel, über dem Hafen von Maltas Hauptstadt Valletta. Vor der Tür parken schwarze Jeeps mit Fähnchen auf der Motorhaube, die Botschafter durften vorfahren, alle anderen müssen vor den Absperrungen parken. Tausende sind an diesem Freitagabend Mitte Januar hier, um Joseph Muscat, 45, ein letztes Mal als Premierminister von Malta zu seiner Partei sprechen zu hören.
Die Bühne im Innern ist gemacht für eine Lichtgestalt. Ein weißes Rednerpult auf einem Podest in der Mitte des Saals, für „Joseph“, zu seinen Füßen das Volk. Die Hälfte hier ist unter 30, manche weinen. Die Scheinwerfer lassen seine blauen Augen leuchten, er hat abgenommen, sein Gesicht ist jungenhaft, seine Frau steht nah bei ihm und hat tatsächlich eine Art weiße Pelzjacke an, die an Hermelin erinnert und an die sie ihre beiden Töchter drückt. Wer die Szenerie, das Licht, die Bühne entworfen hat, hat sich bei amerikanischen Wahlkämpfen viel abgeschaut.
Zwischen den Sätzen gehen Muscats Mundwinkel nach oben und immer wieder auch seine Hände. Er redet von der Einheit der Nation und der Gerechtigkeit und der Zukunft, er spricht, als danke er nicht ab, sondern trete an, als fordere er hier die alten Mächte heraus und kämpfe für das Gute. Aber es gibt keine alten Mächte, außer ihm selbst.
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